Johnson, Das lachende Ungeheuer

Der in München Ende der 1940er Jahre als Sohn eines amerikanischen Offiziers geborene Denis Johnson, der seine Kindheit in Japan und auf den Philippinen verbrachte, gehört zu den großen amerikanischen Autoren der Gegegnwartsliteratur. Jonathan Franzen schieb über ihn, dass der Gott, an den er glauben möchte, eine Stimme und einen Humor wie Denis Johnson habe. In seinem jetzt erscheinenden neuen Roman schreibt er über Freundschaft in einer Welt, die auseinanderbricht. Ein einfaches Leben war es bisher nicht immer, dass Johnson lebte. Im Alter von 14 machte er auf den Philippinen erste Drogenerfahrungen, begann seine erste Alkohol-Entziehungskur mit 21. Gelegentlicher Heroin-Konsum folgte, vor allem aber setzte ihm der Alkohol weiter zu. Er selbst sagt, unter anderem habe er Angst gehabt, keine Texte mehr schreiben zu können, wenn er einen langweiligen und nüchternen Lebensstil gehabt hätte. 1978 zog er dann zurück ins Haus seiner Eltern in Scottsdale, Arizona, um clean zu werden, stoppte den Alkoholmissbrauch und einige Jahre später auch die anderen Drogen. Er ist einer der letzten der harten amerikanischen Realisten und liegt mit seinem ureigenen Stil auf einer Linie mit Autoren wie Melville, Stephen Crane, Flannery O’Connor und Don DeLillo, wie die New York Book Review über ihn schrieb. Immer wieder geht es in seinen Romanen irgendwie um Verbrechen und die Gnade.

Roland Nair gibt sich als Däne aus, ist aber mit einem amerikanischen Pass unterwegs. Als er in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, aus dem Flugzeug steigt, schlägt ihm die Hitze Afrikas entgegen.

Zehn Jahre war er nicht mehr da, aber jetzt ist er gekommen, um seinen Freund Michael Adriko wiederzusehen, einen Abenteurer, mit dem zusammen er während des Bürgerkriegs eine Menge Geld verdiente. Obwohl Nair die Region für hoffnungslos hält, will er das Glück ein zweites Mal herausfordern. Zu seiner Überraschung kommt der Freund zu ihrem Treffen nicht allein. Er hat eine junge Frau mitgebracht, Davidia St. Claire, eine schwarze Collegestudentin aus Colorado. Die beiden wollen heiraten, und zwar im Kreis von Adrikos Sippe, und Nair soll sie in sein Dorf irgendwo im Grenzland zwischen Uganda und dem Kongo begleiten. Obwohl er den Verdacht hat, dass all das nur ein Vorwand ist, macht er sich mit den beiden auf den Weg. Aber jeder ist jedem ein Rätsel, Interpol, der Mossad und der MI6 sind hinter ihnen her, und die Reise durch ein geheimnisvolles, beklemmendes Afrika führt geradewegs ins Herz der Finsternis.

In dem Buch erzählt Johnson die atemraubende Geschichte über Spionage und Schwarzhandel und kaleidoskopartig verschwimmende Loyalitäten in einer seit dem Anschlag auf das Worls Trade Center immer undurchsichtiger, chaotischer und verzweifelter gewordenen Welt. Ihm gelang damit ein aufwühlender, schneller, dunkler Abenteuer- und Spionageroman in der Tradition von Joseph Conrad und Graham Greene, der mal wieder einen neuen Beweis abliefert für die Meisterschaft dieses bedeutenden amerikanischen Schriftstellers.

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(c) Magazin Frankfurt, 2024