Lohre, Das Erbe der Kriegsenkel

Sind auch Sie ein Kriegsenkel? Der Begriff bezieht sich auf die Angehörigen der geburtenstarken Jahrgänge in Deutschland, die sogenannten Babyboomer, die zwischen 1960 und 1975 geboren wurden. Vielfach waren es die Kinder der zwischen 1928 und 1946 geborenen „Kriegskinder“, die während der Nazizeit, dem Zweiten Weltkrieg und der direkten Nachkriegszeit selbst noch Kinder oder Heranwachsende und damit keine Soldaten oder Wehrmachtshelfer und nicht aktiv an Kampfhandlungen beteiligt waren. Doch ihre Erlebnisse in den Kriegsjahren wirken in ihren Kindern, den Kriegsenkeln bis heute. Inzwischen haben sie sich einige von ihnen zu einem eingetragenen Verein zusammengeschlossen, organisieren Tagungen und Kongresse. Dass sie darunter leider zeigt ein Zitat vom 2013er Kriegsenkel-Kongress in Göttingen: "Die Elterngeneration krempelte die Ärmel auf, um die äußeren Trümmer zu beseitigen. Die seelischen Trümmer zu beseitigen – das ist Aufgabe der Enkel."

Auch Autor Matthias Lohre ist einer dieser Kriegsenkel. In seinem Buch begibt er sich auf die Suche nach seinen verstorbenen Eltern und zeigt mit seiner persönlichen Geschichte exemplarisch, mit welchen Nöten die Kinder der Kriegskinder bis heute kämpfen. Die nie verarbeiteten traumatischen Erlebnisse ihrer Eltern haben bei ihnen zu mangelndem Selbstwertgefühl, extremen Schuldgefühlen und diffuser Angst geführt. Ihnen hat sich eine Katastrophe eingeprägt, die sie selbst nicht erlebt haben. Den 40 bis 60-jährigen eröffnet sich heute meist die letzte Chance, die Seelentrümmer ihrer Familien-Vergangenheit aufzuspüren. Lohre zeigt an seinem eigenen ermutigenden Beispiel, wie echte Versöhnung gelingen kann.

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