Modiano, Vier Taschenbücher

Dieses Jahr wurde Patrick Modiano wurde mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Der 69-jährige wurde als Sohn einer flämischen Schauspielerin und eines jüdischen Emigranten orientalischer Abstammung geboren. Sein Vater lebte während der deutschen Besatzungszeit im Untergrund und schlug sich mit Schwarzmarktgeschäften durch. Modiano erlebte eine chaotische Nachkriegskindheit: häufige Abwesenheit der Mutter, früher Tod des Bruders und Trennung der Eltern und widmete sich schon früh dem Schreiben. Mit 21 Jahren beendete der Pariser seinen ersten Roman. dtv hat jetzt vier zusätzliche Titel des Autors ins Programm genommen und kündigt für das kommende Frühjahr die Taschenbuch-Ausgabe seines Romans ›Der Horizont‹ an.

In "Aus tiefstem Vergessen" lebt Jacqueline in den sechziger Jahren mit Gérard in einem Hotel im Pariser Quartier Latin, schnüffelt Äther und träumt von einem Leben auf Mallorca. Zusammen mit Gérard lernt sie auf der Straße den Ich-Erzähler kennen, wird seine Geliebte, überredet ihn zu einer Diebestour und brennt mit ihm und einem Koffer voll gestohlenem Geld nach London durch. Ein polnischer Jude, der mit Immobilien handelt, vermittelt ihnen dort eine Wohnung. Doch eines Tages kommt Jacqueline nicht mehr nach Hause. Als der Erzähler sie nach fünfzehn Jahre zum ersten Mal auf einer Party in Paris wiedersieht, scheint sie ihn nicht mehr zu kennen ...

In "Ein Stammbaum" erzählt Modiano von seiner unglücklichen Kindheit: Von seiner Mutter, die 1942 nach Paris kommt um eine Schauspielkarriere zu beginnen. Von seinem Vater, der während der Okkupation als Jude verfolgt wird, ein Lebemann ist und bei zwielichtigen Geschäften immer wieder Geld verliert. Und von der Ehe der Eltern, einer einzigen Fehlentscheidung. Patrick wird in Internate abgeschoben, flieht, wird wieder eingesperrt und bricht schließlich mit seinem Vater.

Er schlägt sich mit kleinen Diebstählen durch, bis er ein Buch schreibt, das auf Anhieb ein Erfolg wird. Atemlos und unsentimental legt Modiano mit dieser autobiographischen Erzählung Zeugnis ab - ein erschütterndes Buch, frei von Pathos und Selbstmitleid.

In "Unbekannte Frauen" versammeln sich drei Erzählungen und drei junge Frauen. Eine wird die Geliebte eines Mannes, der unter falschem Namen lebt. Eine träumt von der Liebe, landet aber immer wieder bei skrupellosen Männern. Eine andere flüchtet sich nach einer gescheiterten Liebe in einen esoterischen Zirkel.

In "Unfall in der Nacht" wird der Erzähler spät in der Nacht angefahren. Er und die Fahrerin werden in ein Krankenhaus gebracht, aus dem die Frau schon bald verschwindet. Das Buch erzählt von der Suche nach der Frau und zugleich von der Kindheit des Erzählers, dessen Vater eines Tages spurlos verschwand.

(c) Magazin Frankfurt, 2024