Paulus, Das Amok-Puzzle

Was treibt einen Amokläufer wie Eric Harris und Dylan Klebold aus Columbine, Tim Kretschmer aus Winnenden oder Robert Steinhäuser aus Erfurt oder den Amok-Piloten Andeas Lubitz dazu an, eine scheinbar willkürliche Auswahl an Menschen mit in den Tod zu reißen? Wie ist Amok einzustufen und was unterscheidet ihn vom sonstigen Massenmord? Warum sind fast alle Täter männlich? Und gibt es Unterschiede zwischen erwachsenen und jugendlichen Tätern? Der Aggressionsforscher Christoph Paulus von der Universität Saarbrücken stellt die Ergebnisse einer der größten deutschen Amok-Studien vor. Die Stichprobe umfasst insgesamt 58 Fälle, davon 46 Amokläufer und 12 sogenannte „Trittbrettfahrer“, die zwar Amokdrohungen ausgesprochen, diese jedoch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen haben. Es entsteht ein Netz von Bedingungen und Umständen, die allesamt Hinweise auf die Frage liefern, ob und warum nicht alle Menschen, die eine schwere Kindheit hatten oder Ego-Shooter spielen, zu Amokläufern werden.

Die Lösung des Amok-Puzzles ist nicht so einfach wie das Stellen dieser Fragen. Auch der Autor kann mit seiner Studie keine Blaupause für das frühzeitige Identifizieren von Gefahren geben, doch er gibt der Betrachtung erstmals einen umfassenden Analyserahmen und stellt fest: Amokläufer erkennt man schon im Vorfeld an vier Faktoren, die typisch sind: Sie interessierten sich für Waffen, hatten Zugang zu ihnen, neigten zu Aggressivität und zeigten deutliche Signale für psychische Störungen wie Narzissmus, Paranoia oder Psychopathie. Oft reagieren sie schon auf kleine, alltägliche Kritik extrem empfindlich und es baut sich eine Wut auf.Manche von ihnen vertrauen sich ihrem Tagebuch an, andere Facebook & Co. Bei erwachsenen Amokläufern ist meist der Zusammenbruch der Zukunftsperspektive der Auslöser.

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(c) Magazin Frankfurt, 2024