Er ist wieder da

Timur Vermes stellte 2012 in seinem Bestseller "Er ist wieder da" die provokante Frage: "Was wäre, wenn ...?" - und sorgte weltweit für Aufsehen. Nach 20 Wochen auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste, über 2 Millionen verkauften Exemplaren in Deutschland und Lizenzen in 41 Sprachen kommt die Erfolgssatire um den wiedererwachten Adolf Hitler nach dem Kinostart im letzten Oktober jetzt als DVD und Blu-ray in den Handel.

Für ihn liegt der Kampf um Berlin nur einen Augenblick zurück, doch statt im Führerbunker liegt Adolf Hitler plötzlich zum eigenen Erstaunen mitten in einer Parkanlage im Berlin des Jahres 2014. Er ist bei bester Gesundheit, doch wegen der völlig veränderten Lage leicht orientierungslos. Deshalb verbringt er seine erste Nacht in einem Kiosk, dessen Besitzer ihn für einen obdachlosen Komiker hält. Doch Hitler wäre nicht Hitler, wenn er ihm mit Hilfe der Medien nicht gelänge sich schnell einen ersten Überblick über das moderne Deutschland zu verschaffen. Was er da zu Gesicht bekommt, gefällt ihm überhaupt nicht: Haufenweise Ausländer, Demokratie und dann auch noch eine Frau als Kanzlerin! Als der arbeitslose Fernsehreporter Fabian Sawatzki ihm den Vorschlag macht, durch Deutschland zu reisen und seine Gespräche mit der Bevölkerung zu filmen, ergreift Hitler die Gelegenheit, das zu tun, was er am besten kann: Er wirbt äußerst eloquent und voller Verständnis für die Sorgen und Nöte des kleinen Mannes für seine Überzeugungen. Geschickt instrumentalisiert Hitler die Hilfe der Medien und steigt mit Unterstützung des erfolgsgierigen Senders MyTV zum großen Comedy-Star auf – und das obwohl oder gerade weil er sich seit 1945 kein bisschen verändert hat.

Während die Zuschauer glauben, einen politisch höchst unkorrekten Komiker zu sehen, kommen Sawatzki jedoch allmählich Zweifel an seiner Entdeckung. Der vermeintliche Schauspieler Hitler fällt einfach nie aus der Rolle, sondern beginnt mit zunehmenden Erfolg absolut massentauglich sein Deutschland wieder auf Linie zu trimmen. Bereits der gleichnamige Roman von Timur Vermes avancierte 2012 zum Bestseller. Regisseur David Wnendt, der schon mit Kriegerin für Aufmerksamkeit sorgte, legt mit der erfolgreichen Verfilmung noch eins drauf. Dabei ist die bitterböse Mediensatire alles andere als eine klassische Romanverfilmung: Wnendt schickte seinen Hitler-Darsteller, den Wiener Burgtheater-Schauspieler Oliver Masucci, zum Teil mit versteckter Kamera auf die Straße, wo er in dokumentarischen Szenen der deutschen Volksseele auf den Zahn fühlt. Hitler gerät dabei nie zur Witzfigur, sondern erscheint beängstigend real. Wnendt lässt den Gröfaz ganz er selbst sein. Und gerade weil dieser sich nicht davon beirren lässt, wie Deutschland sich in den 70 Jahren seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verändert hat, findet sein Hitler erschreckend schnell ein begeistertes Publikum. Das Lachen bleibt einem dabei so manches Mal im Halse stecken. Immer wieder gelingt es Wnendt und seiner Schauspielriege (neben Mascucci brillieren Christoph Maria Herbst, Katja Riemann und Fabian Busch) aber auch dem Zuschauer den Spiegel vorzuhalten: Sind das wirklich alles böse Nazis? Wie kann es sein, dass Hitler im 21. Jahrhundert bejubelt wird wie ein Popstar? Und wie hätte man selbst sich verhalten?

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(c) Magazin Frankfurt, 2024