Hadwin's Judgement

Die Haida sind einer der First Nations Kanadas und leben an den Küsten und auf den Inseln British Columbias seit jeher nach der Maxime, alles so zu hinterlassen, wie man es vorgefunden hat – nach Möglichkeit noch etwas besser, dass immer noch etwas für morgen übrig bleibt. In der modernen Holzindustrie liegt der Fokus jedoch auf schnellstmöglicher Gewinnmaximierung und Kahlschläge sind ein probates Mittel um ein Waldgebiet in kürzester Zeit abzuernten. Besonders Weyerhaeuser, einer der größten Forstwirtschaftskonzerne der Welt, der im 19. Jahrhundert von dem aus Rheinhessen stammenden Friedrich Weyerhäuser gegründet wurde und der in Kanada weite Forstflächen vom Staat gepachtet hat, sorgt immer wieder für Auseinandersetzungen.

Im tiefsten Küstenurwald British Columbias lebt und arbeitet der Holzfäller Grant Hadwin, dessen Aufgabe es ist, die größten, ältesten und wertvollsten Bäume des Waldes zu finden und eine Route zu planen, die es dem schweren Gerät der Holzindustrie ermöglicht, zu ihnen vorzudringen und sie zu fällen. Doch in ihm regt sich Widerstand. Der Kahlschlag riesiger, von ihm so geliebter und respektierter Waldgebiete, führt bei Grant zu einer regelrechten Offenbarung – fortan macht er es sich zur Lebensaufgabe, die Gesellschaft und die Industrie wachzurütteln und vor dem Ausmaß ihrer Taten und deren Folgen zu warnen. Er schreibt dutzende Briefe an alle vorstellbaren Institutionen und Behörden, von der lokalen Polizeistation bis hin zur Queen, doch keiner reagiert auf seine Warnungen.

Schließlich beschließt er selbst aktiv zu werden und ein Statement zu setzen, dass nicht ignoriert werden kann. Dafür ist er auch bereit ein enormes Opfer zu bringen – ein Opfer, das große Wellen schlägt und dessen Ausmaß auch Grant Hadwin massiv erschüttert …

Am 18. Februar 1997 sollte sich Hadwin für das Abschlagen der für die Haida heiligen "Goldenen Fichte“, deren Nadeln durch eine seltene Genmutation grellgelb wuchsen, vor Gericht verantworten. Der einzigartige Baum galt als beliebtes Wahrzeichen der Region und dementsprechend wütend waren die Menschen. Aufgrund der Angst vor Selbstjustiz der Haida beschloss er die gefährliche Meeresstraße "Hecate Street“ zu seiner Verhandlung per Kayak zurückzulegen. Doch er kam nie an. Das letzte mal wurde er am 14. Februar 1997 40km nördlich von Prince Rupert in seinem Kayak gesehen und gilt bis heute offiziell als „flüchtig“… Der Film von Sasha Snow wurde auf dem populären Banff Mountain Film Festival als „Bester Naturfilm“ ausgezeichnet und feierte Vorführungen auf renommierten Film Festivals und basiert auf dem preisgekrönten Bestseller „Am Ende der Wildnis“ des Amerikaners John Vaillant. Ein wahrhaft faszinierender Film.

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