Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne

Zwar wissen sie nicht viel über ihre Gastgeberin, dennoch strömen jedes Jahr aufs Neue zahlreiche Musikliebhaber zum alljährlichen pompösen Fest im Schloss von Marguerite Dumont (Catherine Frot). Dort frönt die wohlhabende Dame stets ihrer großen Leidenschaft und präsentiert ihr Gesangstalent. Das Problem ist nur, dass sie über ein derartiges Talent gar nicht verfügt, sondern ausschließlich schiefe Töne hervorbringt. Ihr das zu sagen, wagt sich allerdings niemand und so feiern sie die Anwesenden Jahr für Jahr erneut als Ausnahmetalent. Als Marguerites jüngster Auftritt zu Beginn der Goldenen Zwanziger dann auch noch zu einem lobpreisenden Zeitungsartikel über sie führt, ist sie endgültig entschlossen, ihren großen Traum einer Karriere als Opernsängerin zu verwirklichen. Während ihr Mann Georges (André Marcon) vergeblich versucht, die vermeintliche Diva davon abzubringen, nimmt sie Gesangsunterricht bei Opernstar Atos Pezzini (Michel Fau), um sich auf ihr erstes Konzert vor einer fremden Zuschauerschar vorzubereiten...

Ein beeindruckender Film über jemanden, der mit beharrlicher Vehemenz die eigene Talentlosigkeit leugnet und vom subjektiv agierenden sozialen Umfeld darin bestärkt wird, ein heimlicher Superstar zu sein. Zwar kann man ähnliche Beispiele immer wieder in den Casting-Shows sehen, wo solche "Talente" regelrecht vorgeführt werden, um das Publikum zu amüsieren. Xavier Giannoli erzählt in seiner außergewöhnlichen Tragikomödie die Geschichte einer vergleichbaren (Selbst-)Täuschung. Historisches Vorbild ist Florence Foster Jenkins, doch statt einem für Biopic über sie, das 2016 mit Stephen Frears und Meryl Streep in die Kinos kommt, wählte der Regisseur eine von den wahren Begebenheiten inspirierte und in Frankreich spielende Fiktion. Erstklassig besetzt hatte Giannoli die Titelrolle mit Catherine Frot (Odette Toulemonde) die auch mit schiefen Tönen genau auf den Punkt trifft.

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(c) Magazin Frankfurt, 2024