Mussorgsky, Chowanschtschina, Wiener Staatsoper

Modest Mussorgskys bedeutendstes Werk Chowanschtschina war zum Zeitpunkt seines durch seine Trunksucht verursachten frühen Todes im Jahr 1881 wohl noch unvollendet. Erst nahm sich mit Nikolai Rimski-Korsakow sein Mitstreiter aus dem kleinen "Mächtigen Häuflein", einer russischen Komponistengruppe der Fertigstellung an, später bat dann Sergei Diaghilew das Finale neu zu orchestrieren. Die wunderbare Aufnahme aus der Wiener Staatsoper greift allerdings auf die übliche Partitur von Dimitri Schostakowitsch zurück, der die Oper auf Basis der Gesangsstimme vor gut einem halben Jahrhundert neu überarbeitete und auf Stravinskys Schlusschor.

Die Oper ist ein Werk immenser Kraft und Menschlichkeit, angesiedelt in Russland zur Zeit der Machtergreifung Peter des Großen an einem Wendepunkt der Geschichte des Landes.



Politische Intrigen, religiöse Verfolgung, die Tragik einer Nation bilden den Hintergrund, vor dem sich die individuellen Dramen abspielen. Der großartige bulgarische Bass Nicolai Ghiaurov singt Prinz Ivan Khovansky, den Anführer der revolutionären Streltsys und Paata Burchuladze gibt Dositheus, den Kopf der Altgläubigen. Russische Landsleute, darunter Ludmilla Semtschuk als Marfa und Vladimir Atlantov as Khovanskys Sohn, vervollständigen den beeindruckenden Cast. Der Live-Mitschnitt von Alfred Kirchners Chowanschtschina-Inszenierung aus dem Jahr 1989 wird von Claudio Abbado dirigiert. Bejubelt von der Financial Times als eine der großartigsten Inszenierungen unserer Zeit ist die jetzt bei Arthaus in einer sehr preiswerten Blu-ray-Aufnahme der Legendären Aufführngen erschienene Oper eine unvergessliche Darbietung von Können in Kombination mit Harmonie.

(c) Magazin Frankfurt, 2024