Wagner, Der fliegende Holländer

Die Wiederaufnahme von Jan Philipp Glogers kontroverser Produktion des Fliegenden Holländers von 2012 wurde – wie so häufig in Bayreuth – im vergangenen Jahr mit großem Jubel bedacht. Gloger übersetzt die Geschichte des Holländers, der von seiner ewigen Irrfahrt nur durch die bedingungslose Liebe einer Frau gerettet werden kann, in die Zukunft. Dort arbeiten Wesen, die halb Mensch – halb Cyborg sind, an einer Welt deren einziger Zweck Kommerz und Business sind. In der futuristischen Ventilator-Fabrik, die die Welt der Senta und ihrer Schneiderkolleginnen ersetzt, versetzt uns Gloger für das letzte Bild, in dem die himmlische Vereinigung von Senta und dem Holländer mit der Produktion von Kitsch-Figürchen des Paares gefeiert wird. So ist selbst die Erlösung dem Kommerz unterworfen. Der Holländer wird von dem südkoreanischen Bassbarition Samuel Youn aus dem Ensemble der Kölner Oper verkörpert. Youn übernahm die Partie als erster koreanischer Sänger und sprang dabei kurzfristig als Ersatz für Jewgeni Nikitin ein, der aufgrund einer vermeintlichen Hakenkreuz-Tätowierung wenige Tage vor Beginn der Festspiele auf seinen Auftritt verzichtet hatte. Die Rolle des Daland singt Franz-Josef Selig, in der Rolle der Senta ist Kammersängerin Ricarda Merbeth hochdramatsich-leidend zu hören, ein gern gesehener Gast auf der Bayreuther Bühne. Steurmann Erik singt Tomislav Muek, die Partie der Mary Christa Mayer und als Steuerman Benjamin Bruns. Vervollständigt wird die Produktion durch das herausragende Dirigat von Christian Thielemann, der sich auch in dieser Produktion als einer der größten Wagner-Experten der Gegenwart erweist. Jetzt ist der Mitschnitt als DVD und Blu-Ray von Opus Arte bei Naxos erhältlich.

(c) Magazin Frankfurt, 2024