Reanimation ist einfach: Jeder kann Leben retten

Als ich kürzlich mit dem Flieger aus Amerika zurückreiste, wachte ich mitten in der Nacht auf, weil irgendetwas auf meine Füße gefallen war. Ich hatte einen einigermaßen bequemen Platz am Notausstieg mit reichlich Beinfreiheit und reagierte erst schlaftrunken, da ich dachte, jemand hätte versehentlich eine Tasche abgestellt. Doch dann merkte ich die Hektik rings um mich herum. Stewardessen kamen und hantierten , herum. Erst da merkte ich, dass es sich dabei nicht um eine Tasche, sondern eine jüngere Frau handelte, die plötzlich ohnmächtig geworden und dann zu meinen Füßen zusammengebrochen war. Die Stewardessen und ein anwesender Arzt kümmerten sich um die Frau und nach einiger Zeit kam sie wieder auf die Beine. Wenige Wochen später ein ähnliches Schauspiel auf einem Europaflug. Ein Ehepaar um die 60 saß in der Reihe vor mir. Plötzlich schnarchte der Mann laut auf und war nicht mehr ansprechbar. Erst nach einiger Zeit, als ihm seine Frau eine Mund-zu-Mund-Beatmung geben wollte, kam er wieder zu sich. Im Laufe des Flugs verbesserte sich sein Zustand und schließlich sah ich die beiden langsam zum Ausgang gehen.

So etwas kann einem also immer wieder passieren. Doch wie reagiert man darauf. In diesen Fällen kamen von mir und den anderen Reisenden ein paar aufgeschnappte Hilfsratschläge und wir waren alle froh, dass Mediziner mit an Bord waren. Doch darauf kann man sich nicht verlassen und unter Umständen passiert dies nicht irgendeinem Fremden, sondern einen Familienmitglied oder einem engen Freund. Was ist also zu tun?

Bei einem plötzlichen Herzstillstand können sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen Leben retten. Jeder kann und sollte diese durchführen. Das ist jetzt auch die Botschaft der Kampagne "100 Pro Reanimation", die zum Weltanästhesie-Tag am 16. Oktober startet. Ziel der Initiative des Berufsverbandes und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin ist es, das Bewusstsein für die lebensrettenden Fähigkeiten jedes Einzelnen zu schärfen und über die lebensentscheidenden Sofortmaßnahmen zu informieren. Denn die Betroffenen sind auf schnelle Hilfe angewiesen.

Wie schon im Flieger zu erkenne war, ist die Bereitschaft von Laien, Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen, in Deutschland mit 15% im internationalen Vergleich alarmierend niedrig. Gründe dafür sind oftmals die Angst, etwas falsch zu machen und eine unzureichende Ausbildung in Erster Hilfe. Dabei sind die Maßnahmen zur Wiederbelebung einfach.

"Prüfen, Rufen, Drücken" lautet die Devise: Prüfen, ob die bewusstlose Person noch reagiert und atmet. Wenn möglich unter 112 den Rettungsdienst rufen. Fest, mindestens 100-mal pro Minute in der Mitte des Brustkorbs drücken und nicht aufhören, bis Hilfe eintrifft. Trainierte Ersthelfer sollten zusätzlich die Mund-zu-Mund-Beatmung im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu zwei Beatmungen durchführen. Diese Maßnahmen verdoppeln bis verdreifachen die Chance, dass der Betroffene überlebt.

Wer mehr wissen will findet im Internet Informationen für alle, die ihre Kenntnisse zum Thema Wiederbelebung auffrischen möchten. Ein Film, eine Kurzanleitung und ein Flyer stehen zum Download bereit.

(c) Magazin Frankfurt, 2024