Wellness, Wein und Kultur in der Pfalz

Der Herbst ist eine ideale Zeit für einen Ausflug in die nahen Weinregionen. Wie wär’s mal mit einem Besuch in der Pfalz? Gut 100 Kilometer südlich von Frankfurt ist man mit dem Zug oder mit dem PKW in rund 90 Minuten dort. Manch einer vergleicht sie mit der Toskana, denn auch zwischen Rhein und Pfälzerwald gedeiht exotisches Obst und Gemüse prächtig. Gehen Sie mit unserem Autor Michael Ritter auf eine kurze Reise zu Wellness, Wein und Kultur.

Lindner Hotel & Spa Binshof

Bilder oben (c) Lindner Hotels

Der Binshof bei Speyer

Wir haben Quartier bezogen in Speyer. Am grünen Saum der Stadt liegt inmitten der Rheinauen das aus Baggerseen entstandene Naherholungsgebiet „Binsfeld“. Der historische Bauernhof Binshof wurde um das Jahr 2000 stark erweitert und in das Lindner Hotel & Spa Binshof verwandelt. Ein idealer Ausgangsort für Ausflüge in die nahegelegen Kulturstädte Mannheim, Heidelberg und Karlsruhe und Besuche in den nahen Weindörfern an der Deutschen Weinstraße.

Obwohl – etlichen Gästen reicht das Hotel und sein Angebot vollkommen aus. Hoteldirektor Kai Harmsen, der den rund 5.200 qm großen Spa des zur Düsseldorfer Lindner-Hotelgruppe gehörenden 133-Zimmer-Hotels in den vergangenen Monaten für über 1,6 Millionen Euro erneuern ließ, erinnert sich an die traurigen Blicke manch treuer Stammgäste, als er ihnen von der Renovierung erzählte. „Viele unserer Gäste verlassen das Haus gar nicht und genießen nur die Ruhe und den Komfort des Hotels und des Spas.“

Um so mehr konnten sie sich nach dem Umbau über die großzügige Neugestaltung freuen, denn seit Anfang August 2017 sind die Arbeiten abgeschlossen und der Spa erstrahlt im neuen Glanz. Allein der Hamam wurde für 300.000 Euro komplett renoviert und erweitert, die Aufguss-Sauna vergrößert und mit einem Panoramafenster zum Garten ausgestattet. Der Innenpool erhielt eine neue Decke mit individueller Lichtführung und wirkt durch den Umbau, den Austausch der Fließen und Fenster viel moderner und freundlicher. Auch wenn das Hotel an den Wochenenden gerne für eine Wellness-Kurzreise gebucht und gut ausgelastet ist, findet man in der großen Thermen- und Saunalandschaft, die jeden Quadratzentimeter des Grundstücks mit Thermalbad, Innen- und Außenpool , Whirlpools, uriger finnischer Blockbohlensauna, Sanarium, Aromadampfbad, Tepidarium, Saline und Alpensauna optimal nutzt, immer noch ein freies Plätzchen.

Wellness im Binshof

Die Benutzung der Thermen- und Saunalandschaft ist für Hotelgäste frei, Tagesgäste können verschiedene Pakete buchen. Der im Außenbereich liegende türkische Hamam und die Spa-Abteilung im Erdgeschoss des Hotels bieten ein breites Spektrum von Wellness- und Beautybehandlungen.

Besonders reizvoll: der komplett renovierte Hamam. In Zentrum des Dampfbads steht ein großer geheizter Steintisch mit einer Liegefläche. Während im orientalischen Raum der Hamam meist nach Geschlechtern getrennt genutzt wird, sieht man es hier nicht so streng und man kann den Hamam auf dem Binshof auch als Paar gemeinsam nutzen. Der Gast liegt auf dem Steintisch und wird vom Bademeister gewaschen. Die intensive Wärme des Marmorsteins öffnet die Hautporen und dringt tief in die Muskulatur ein. Auf das spezielle rotkarierte Baumwolltuch als Lendenschurz müssen die Gäste hier verzichten. Nachdem der Gast großzügig mit warmen Wasser aus dem an den Wänden befindlichen Waschbecken übergossen wurde, seift der Bademeister einen Baumwollsack ein, füllt ihn durch Schwenken mit Luft und streift den sich dabei sammelnden Schaum auf den Körper, der nach und nach in einem Meer von Seifenschaum versinkt. Die Öffnung der Poren verbessert die Hautatmung und sorgt nicht nur eine schöne, reinere Haut, sondern stärkt die gesamte Gesundheit, regt Herz und Kreislauf an und lockert die Muskeln. Im Binshof folgt dann ein Peeling mit der sogenannten „Kese“, einem rauen Handschuh aus Ziegenhaar und die Massage mit der Bürste, bei der der Körper unter Druck abgerubbelt wird.

Wer mag, kann neben Reinigen und Schwitzen auch etwas für die Schönheitspflege tun und sich im exklusiven privaten Rasulbad für Zwei verwöhnen lassen. Dabei bekommt der Gast drei hochwertige pflegende Schlammvarianten, die auf die jeweiligen Körperpartien abgestimmt sind. Der Schlamm wird dann auf den Körper aufgetragen und mit einem Dampfschub wird der Raum langsam erwärmt und von einem angenehmen Kräuterduft erfüllt. Mit der sich erhöhten Raumtemperatur fließt er langsam am Körper herab und hinterlässt ein angenehmes Prickeln. Schon beim Einreiben wird die Haut gepeelt. Nach einer halben Stunde genießt man das sanfte Regenbad, das den restlichen Schlamm vom Körper abspült. Danach sollte man seinem Körper Erholung und Entspannung in einem kühleren Raum gönnen.

Ein weiteres Highlight des neuen Spas versteckt sich im Untergeschoss: die Solegrotte. Darin kann man schwerelos in Licht und Klang im mit Salz angereicherten 38°C warmen Wasser schweben. Das warme Salzwasser fördert die Durchblutung, wirkt positiv auf das Herz-Kreislauf-System, hilft bei Bindegewebsschwäche und diversen Hauterkrankungen. Auch befreit die salzhaltige Luft die Atemwege.

Auch beliebt bei Tagungsgästen

An den Wochenenden richtet sich das Hotel und der Spa ganz auf die Bedürfnisse der stressgeplagten Wochenendgäste ein und bietet am Freitag um zwei Stunden verlängerte Öffnungszeiten bis 22:45 Uhr, wobei die Beauty- & Wellnessanwendungen immer zwischen 10 und 18.30 Uhr gebucht werden können. Damit bei der Abreise am Sonntag möglichst viel Erholung für die kommende Woche übrig bleibt, besteht die Möglichkeit zum Late Check-Out bis 18 Uhr und die Nutzung der Thermen- und Saunalandschaft bis 15 Uhr.

Mit Clarins und Babor hat der Binshof Spa exklusive Beautypartner gewinnen können, die mit hochkonzentrierten Wirkstoffen für sichtbare Resultate der umfangreichen möglichen Behandlungen für sie und ihn erzielen. Mit Hot Stone, Shiatsu, Soma-Behandlung und Steinkamm oder Steingriffel-Massagen bietet das Hotel Wellnesstraditionen aus aller Welt ein zuhause.

Über die Woche sind es meist Tagungsgäste, die den Wellness- und Beauty-Service des Hotels oft nur am Rande nutzen können. Dennoch macht das Angebot auch die Tagungsgäste glücklich.

Speyer, der Dom und die Juden

Wer es doch hinaus in die Stadt schafft, trifft dort auf eine der ältesten Städte Deutschlands, die im Mittelalter als freie Reichsstadt zu den wichtigsten Städten des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation gehörte. Was sich so bombastisch anhört, war von den Nachfolgern des untergegangenen weströmischen Reichs gewollt. Die Stadt blühte schon zu Zeit der Ottonen im 10. /11. Jahrhundert auf, die der Stadt wichtige Privilegien, wie das Münzrecht und die kirchliche Immunität verliehen und sie damit von Abgaben befreiten.

Als der aus dem Speyergau stammende Salier Konrad II. zum deutschen König und dann zum Kaiser gekrönt wurde, und das Erbe der Ottonen antrat, legte er in seiner Heimat den Grundstein für den rasch erbauten riesigen Dom. Als Grablege seiner Dynastie war er der in Stein geformter Ausdruck kaiserlicher Macht und Würde und zu seiner Zeit die größte Kirche der Christenheit. Sein Enkel Heinrich IV. löste im Streit um das Recht der Einsetzung der Bischöfe den Investitutstreit aus. Er wurde daraufhin von Gregor VII. exkommunizierte und musste den bitteren Gang nach Canossa antreten, um sich dem Papst zu unterwefen und sich wieder mit ihm zu versöhnen.

Erst kürzlich wurde der mächtige Dom bei der Trauerfeier für Altkanzler Helmut Kohl prominent im Fernsehen präsentiert. Als weltweit größte noch erhaltene romanische Kirche ist er seit 1981 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Schon im frühen 11. Jahrhundert siedelten sich unter dem Schutz des Bischofs zahlreiche Juden in Speyer an. Eine Win-Win-Situaation von der alle Seiten profitierten. Heute sind von der einstigen Synagoge nur noch die Mauern erhalten. Immer wieder wurden die jüdischen Gemeinden im Verlauf der Kreuzzüge Opfer von Pogromen und die Nationalsozialisten sorgen mit der sogenannten Kristallnacht für die Auslöschung der jüdischen Gemeinde. Deren zentraler Ort war seit dem Mittelalter der Judenhof mit seiner Männer- und der Frauensynagoge und der ältesten in Mitteleuropa erhaltenen Mikwe, dem um 1100 erbauten rituellen Tauchbad der Juden. So sah Wellness im Mittelalter aus. Schon seit der Renaissance wurde das Gelände nicht mehr genutzt und verfiel. Die neue Synagoge wurde dann während der Novemberpogrome 1938 zerstört. 1998/1999 wurden Reste des Judenhofs mit der Mikwe ausgegraben und zu einem Zentrum der Archäologie mit kleinem Museum umgestaltet.

Richard Löwenherz zu Gast in Speyer

Nicht alle Herrscher waren den Juden gegenüber wohlwollend eingestellt. Ein echter Judenhasser war auch der legendäre englische König Richard Löwenherz, der nach seiner Kröning 1189 zusammen mit dem französischen König den Dritten Kreuzzug zur Rückeroberung Jerusalems von den Truppen Sultan Saladins anführte, um freien Zugang nach Jerusalem für die christlichen Pilger zu erkämpfen. Auf dem Rückweg ließ ihn Kaiser Heinrich VI. in Österreich verhaften. Der Sohn des Staufer-Kaisers Barbarossa und Vater von Friedrich II. hielt ihn nach Gefangenschaft in der Wachau bis zur Begleichung des extrem hohen Lösegelds auf der nahen Burg Trifels im südlichen Pfälzerwald gefangen.

Ab 17. September 2017 bis 15. April 2018 ist Richard Löwenherz eine große Landesausstellung im Historischen Museum der Pfalz gewidmet, die seinen Spuren folgt und Licht auf die offenen Fragen werfen soll. Dazu hat man mehr als 150 einzigartige Exponate aus Museen und Bibliotheken in Deutschland, England, Frankreich, Österreich und der Schweiz zusammengetragen, die sein Leben und die Stätten seines Wirkens veranschaulichen. Darunter kostbarste Handschriften, die erstmals in Deutschland zu sehen sind, Reliquiare, beeindruckende Skulpturen und Waffen, die in eine stimmungsvolle Ausstellungsarchitektur eingebettet werden und mit Originalen vom Aufstieg und Fall des berühmtesten englischen Königs des Mittelalters berichten.

Besuch im Weinbaugebiet Pfalz

Unbedingt einen Besuch wert ist das Weinbaugebiet Pfalz mit seinen Besonderheiten: einer langen Tradition, einer einmaligen Geschlossenheit und einem besonders milden Klima. Den ältesten erhaltenen flüssigen Traubenwein der Welt kann man ebenfalls im Weinmuseum des Historischen Museum der Pfalz bewundern. Der Wein aus dem Jahr 325 nach Christus dürfte einer der größten weinkulturellen Schätze Deutschlands sein. Die grünlich-gelbe, zylinderförmige Glasflasche hat zwei angesetzte Henkel in Delphinform und wurde 1867 bei Ausgrabungen in Speyer als Grabbeilage entdeckt.

Dass er noch immer erhalten ist, erklären sich Experten damit, dass er zusammen mit einer Würzmischung in die Glasflasche gegossen wurde, die mit einer größeren Menge Olivenöl von der Luft versigelt wurde. Eine Methode, die mir ein befreundeter Winzer noch vor 40 Jahren riet, um Wein sicher in der großen Ballonflasche nach Deutschland zu transportieren.

Doch der "Römerwein" ist nicht das einzige Zeugnis für die lange Weingeschichte der Pfalz. Exponate wie eine riesige Baumpresse und Prunk-Weinfässer belegen die wichtige Geschichte des Weinbaus – nicht nur am Rhein.

Eine vor gut 100 Jahren bei Naumburg an der Saale gefundene Weinflasche des Jahrgangs 1678 liegt ebenfalls dort – die älteste vollständig gefüllte Weinflasche Deutschlands.

Trotz der großen Zahl der in der Pfalz angebauten Rebsorten ist sie Riesling-Land par excellence. Die Anbaufläche des »Königs der Weißweine« wächst ständig und bildet mit 5.455 Hektar seit 2008 das größte Riesling-Gebiet der Welt. Die eindrucksvollen Qualitäten von der nördlich gelegenen Mittelhaardt gehörten einst zu den teuersten und begehrtesten Weinen der Welt und wurden schon 1869 bei der Eröffnung des Suezkanals gereicht. Mit dem in Weinheim ansässigen Meininger Verlag hat im nahen Neustadt an der Weinstraße der größte deutsche Weinverlag seinen Sitz, der jährlich mit »mundus vini« und »best of Riesling« die besten Weine der Welt verkostet und auszeichnet. Immer wieder kommen einige davon aus der Pfalz. Überhaupt wird in der Pfalz gerne zum Wein und mit Wein gefeiert. Die Broschüre „Die Pfalz feiert“ gibt einen guten Überblick über Weinfeste in den größeren und kleiner Weindörfern der Region. (c) Michael Ritter

Reisetipps

Unterkunft: Das Lindner Hotel & Spa Binshof liegt unweit der Domstadt Speyer umgeben von Feldern und Seen. Das auch für Tagungen und Konferenz gebuchte 4-Sterne-Superior-Hotel besticht durch den 5.200 Quadratmeter großen frisch renovierten Wellnessbereich „Spa Binshof„ mit sechs verschiedenen Saunen und einem Dampfbad, Innen- und Außenbädern, Whirlpools und großzügigen Garten mit Liegewiese. Highlights sind der Hamam, das orientalische Rhassoul und die Solegrotte und die breite Auswahl unter rund 70 Wellness- und Beautyanwendungen. Das Hotel verfügt über WLAN (außer im Spa), diverse Gastronomieangebote. Einzelzimmer mit Zugang zum Spa gibt es ab 129 Euro, Doppelzimmer ab 199 Euro.

Anreise: Zwar erreicht man das Hotel auch mit dem Taxi (rund 13 Euro), doch ÖPNV fährt nur bis ins ein Kilometer entfernte Otterstadt. Wegen der Lage empfiehlt sich die Anreise mit dem PKW, der zu einer Tagesrate von 8 Euro auf dem Parkplatz oder für 15 Euro in der Tiefgarage abgestallt werden kann.

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(c) Magazin Frankfurt, 2020