Zu Gast in Porto

Zu Gast in Porto - Im Herzen der Portwein-Welten

Nach Porto ist es von Deutschland nicht gerade ein Katzensprung, aber mit drei Nonstop-Flügen morgens, mittags und abends ist die Stadt an der Mündung des Douro in den Atlantik von Frankfurt aus mit Lufthansa in knapp drei Stunden bequem zu erreichen.

Die Porto-Card

Porto und das anschließende Zentrum Portugals haben einiges zu bieten. Der für seinen guten Service gelobte Flughafen liegt ein wenig außerhalb der Stadt und ist bequem mit der Metro zu erreichen. Eine 24-Stunden- Porto-Card kostet 10,50 Euro, die 48-Stunden-Version 17,50 Euro. Darin sind neben Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln der Stadt unter anderem auch der freie oder reduzierte Eintritt in zahlreiche Museen, freie Touren durch die Portwein-Keller der großen Produzenten oder eine reduzierte Tour auf einem der Panoramaboote auf dem Douro enthalten.

Nach Lissabon ist Porto mit gut einer Viertelmillion Einwohner die zweitgrößte Stadt des Landes. Bissige Zungen munkeln, dass im religiösen Braga im hohen Norden des Landes gebetet, in Porto gearbeitet und in Lissabon gelebt würde.

Design Hotels Casa do Condo

Unterkünfte finden sich in Porto in jeder Preislage. Ein Tipp ist sicherlich di Casa do Condo (Haus der Geschichten), ein neues Boutique-Design Hotel. Texte laufen in dem restaurierten Haus aus dem späten 19. Jahrhundert reliefartig über die Betonwände und –decken. Jede der sechs geräumigen Suiten des 5-Sterne-Hotels ist individuell aber minimalistisch eingerichtet, bietet aber allen Komfort, den man erwartet.

Für knapp 100 Euro inklusiv Frühstück unter Obstbäumen im Garten sicherlich ein attraktives Schnäppchen und liegt in der Nähe der Metrostation Lapa.

Das frühere Vorzeigehotel der Stadt, das Grande Hotel Porto hat in den Zeiten seit der Belle Époque etwas Patina angesetzt. Zwar hat man es vor gut zehn Jahren renoviert, doch man merkt dem Hotel an, dass es seit 1880 Gäste willkommen heißt.

Die Wein-Wohlfühl-Oase The Yeatman

Wer etwas mehr ausgeben kann sollte The Yeatman ins Auge fassen. Das Hotel liegt zwar nicht in Porto selbst, sondern auf der anderen Flussseite in Vila Nova de Gaia, aber der sich von dort bietende Blick auf die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannte Altstadt von Port und den Fluss wiegt diesen scheinbaren Mangel ganz schnell aus. The Yeatman liegt ruhig inmitten von saftigem Grün, man bummelt zu Fuß in ein paar Minuten über die Brücke oder durch das Gewirr der Portweinkeller herunter zum Douro.

Seit seiner Eröffnung 2010 setzt das Luxushotel neue Maßstäbe. Beim Empfang ahnt man noch nicht, wie groß das Hotel ist, denn die 70 Zimmer und 12 Suiten mit privater Terrasse verteilen sich terrassiert auf fünf Ebenen. In fußläufiger Entfernung ist Porto und das Ufer erreichbar. Gute Anbindungen an den öffentlichen Nahverkehr lassen die nähere Umgebung bequem erkunden.

Sterneküche von Ricardo Costa und Portugals beste

Ricardo Costa zieht im hoteleigenen Restaurant die Fäden und wurde für sein Können bald mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Dort haben die Gäste die Qual der Wahl, denn Costa kombiniert traditionelle Gerichte seiner Heimat mit einem innovativen Touch. Die Wurstspezialität Alheira serviert er zum Beispiel mit einem Sahne-Apfel-Walnuss-Ragout, gebratenen Wachteleiern und Flusskrebsen. Der große Weinkeller umfasst 25.000 Flaschen - die weltweit beste Auswahl an portugiesischen Wein.

Jedes der Zimmer hat einen Weinpaten und regelmäßig findet Weinabende mit den Patenwinzern im Restaurant statt.

Im Vinotherapie Spa by Caudalie stehen die Behandlungen meist im Zeichen der edlen Tropfen. Hier oder im Außenpool in Form eines Dekanters, hat der Gast einen unvergesslichen Blick auf Porto.

Der Portwein und die Fladgate Partnership

Die Ursprünge der Stadt reichen weit zurück in die vorchristliche Zeit, als griechische Händler sich dort ansiedelten und den Ort kalos nannten. Als später die Römer kamen, gaben sie ihm den Namen Portus Cale, der später dem Land den Namen geben sollte. Der lukrative Seehandel der großen Seefahrernationen spiegelt sich auch in Port wider. Nicht nur in Portugal, sondern auch im fernen England erfreute der Wein viele Genießer.

Da wundert es nicht, dass viele englische Weinhändler die Ware gleich vor Ort in die Hand nahmen. Viele der dort ansässigen Portweinhäuser haben deshalb auch heute noch englische Wurzeln und wenn man Taylor’s CEO Adrian Bridge sieht, denkt wohl niemand an einen Südeuropäer.

Eher schon mit seinem rotblondem Haar und dem verschmitzten Lächeln wie eine ältere Ausgabe von Prinz Harry. Bridge leitet seit 2000 die Taylor Fladgate Partnership. Ein Mann, der Herausforderungen gerne annimmt. Kurz nach Amtsantritt hatte er die Traditionsmarken Croft und Delaforce gekauft und den Kilimanjaro erklommen. Nach einer Zeit bei den 1st The Queens Dragoon Guards Kavallerieregiment der Auszeichnung mit dem Sword of Honour der Königlichen Militärakademie Sandhurst, MBA und einer Zeit als Investmentbanker in der City of London trat der jetzt 50-jährige in der Firma seines Schwiegervaters Alistair Robertson ein, deren Leitung er sechs Jahre später übernehmen sollte. Seine Frau Natasha hat ein gutes Näschen, nicht nur was die Wahl ihres Ehepartners anbetrifft. Als Chefblenderin ist sie zuständig für die richtige Mischung.

Kirchen und Portwein-Kathedralen

The Yeatman liegt inmitten historischer Portwein-Lagerhäuser. Vila Nova de Gaia, das Schwester-Städtchen von Porto ist Zentrum der Portweinproduktion und am Fluss liegen einige belebten Cafés, in denen man ausspannen und den beeindruckenden Blick auf beide Städte genießen kann. Verbunden werden sie durch die doppelstöckige Dom-Luis-Brücke, über die man vom Hotel in wenigen Minuten ins historische Zentrum kommt.

Granitbauten prägen das Stadtbild, prachtvoll und oft kunstvoll verziert. Herausragend auf der höchsten Stelle des Hügels steht die Kathedrale Sé do Porto. Erst im 17. Und 18. Jahrhundert wurde die ehemalige romanische Wehrkirche umgebaut.

Altstadtviertel Ribiera

Hat man als Bleibe die Casa do Condo gewählt, ist man schnell an der Kameliterkiche, deren Front nicht nur filigrane Steinmetzarbeiten zieren sondern auch sehr beeindruckende Azulejos, bemalte Fliesen. Barockstadt nennt man Porto gerne wegen der vielen Kirchen, die oft der Italiener Niccolo Nasoni . Über den Parque da Corduaria erreicht man die Kirche dos Clerigos mit ihrem mit 76 Metern höchsten Kirchturms Portugals. Das Wahrzeichen Portos lohnt mit 225 Stufen den Aufstieg. In seiner Nachbarschaft vermittelt die alte Börse einen Eindruck vom Reichtums, den der Handel der Stadt einbrachte.

Weiter Nur noch wenige Meter durch die engen Gassen und schon ist man am Duoro-Ufer mit dem Altstadtviertel Ribiera. Das früher ärmliche Viertel hat sich zu einem beliebten Vergnügungsviertel gemausert, aber man sieht sie immer noch - die Armut. Drogenhandel, räudige Katzen, trinkende Männer und spielende Kinder beherrschen das Bild. Es ist, als spaziere man durch das Wohnzimmer der Menschen. Für Schriftsteller ein ideales Revier für literarische Studien. Doch langsam tut sich etwas. Statt der üblichen heruntergekommenen und verfallenden Häuser sieht man immer öfter alte, aufwendig sanierte Häuser. Ein guter Platz für ein Essen, denn der Duft von gegrillten Sardinen liegt schon die ganze Zeit in der Luft und macht Appetit.

Auf den Spuren Harry Potters in der Livraria Lello

Auch wer des Portugiesischen nicht mächtig ist, sollte der Livraria Lello in der Rua das Carmelitas einen Besuch abstatten. Die Menschen nennen sie „Kathedrale der Bücher“ Sie ist vielleicht der schönste Buchladen Europas. Man braucht nicht viel Zeit, um sie sich das Geschäft hinter der Jugendstilfassade anzusehen, da sie nur aus zwei Stockwerken besteht, aber diese hohen Stockwerke sind mit einer einzigartigen Treppe miteinander verbunden.

Man fühlt sich sofort in eine andere Zeit versetzt. Zauberhaft auch die holzgetäfelten Regale und die filigran gearbeitete Holzdecke. Hier hat man, was man unschwer erkennen kann, ein Herz für alte Bücher. Hier pflegt man die Literatur der großen Portugiesen Fernando Pessoa und José Saramago. Vielleicht hat der Buchhalden ja auch Joanne K. Rowling inspiriert, die Anfang der 90er Jahre als Lehrerin in der Stadt arbeitete und dort ihr viel an ihrer Harry Potter-Geschichte.

Im Kaffeehaus

Nicht weit entfernt liegt die Einkaufsstraße Rua de Santa Catarina. Calçada portuguesa, "portugiesischer Bürgersteig" nennt man die charakteristische Pflasterung aus weißem Kalkstein und schwarzem Basalt, mit der man hier vor knapp 100 Jahren die Strasse gepflastert hat und die auch in Brasilien sehr beliebt ist.

1921 eröffnete hier im Art Nouveau-Stil das Café Elite, das später den Namen Majestic annahm. Viele Intellektuelle und auch die gerade erwähnte englische Autorin verkehrten hier. Gastronomisch sollte man nicht allzu viel erwartet, da hat Porto zum Beispiel mit dem O Paparico sehr viel besseres zu bieten.

Ausflug nach Foz do Douro

Von Ribiera aus lohnt die Fahrt mit der Tram ins am Meer gelegene Viertel Foz do Douro, ein beliebter Badeort, in dem man während eines Mittagessens am Strand, zum Beispiel im Foz Velha den Blick auf den Atlantik genießen kann. „Tripas à Moda do Porto“, Innereien oder Kutteln nach Porto-Art, ein Eintopf mit weißen Bohnen. Der berühmte Caldo verde, eine Suppe mit in feine Streifen geschnittenen Kohlblättern und „Bacalhau à Gomes de Sá“ sind zwei Gerichte, die für Portugal typisch sind und die Portuenser gerne servieren.

Museu Serralves und der Abschied von Porto

Auf dem Weg zurück in die Stadt kann man im Museu Serralves vorbeischauen, das in einem von Portugals Star-Architekten Álvaro Siza Vieira entworfenen Museumsgebäude in einem der schönsten Parks der Stadt liegt. Das Museum zeigt eine interessante Sammlung zeitgenössischer Kunst, die zu den besten Kunstmuseen des Landes gehört. Den Park hat der Franzose Jacques Gréber angelegt, der auch den Trocadero in Paris seine Form gegeben hat.

Ein Abendessen im Hotel oder in einer der gemütlichen Wine Bars, wie der tollen Wine Quay Bar am Ufer oder dem Andor Violeta und schon ist es wieder Zeit sich auf den Rückflug nach Deutschland zu machen. Wer möchte, kann sich ein paar Azulejos mitnehmen und am Flughafen Duty Free noch etwas Portwein mitnehmen.

(c) Magazin Frankfurt, 2024