Wein vom Riesling-Kartell

DIE LUST AUF ROSÉ

Kürzlich verschlug es uns für eine Reisegeschichte in die Vulkaneifel und an die Mosel. Als ich auf Facebook begeistert über die tollen Zimmer und die Gastfreundschaft in dem Hotel "Zur Marienburg" an der Mosel berichtete, anwortete Ansgar Schmitz, der rührige und immer bestens informierte Geschäftsführer des Moselwein-Vereins, mit einem Tipp: „Unbedingt den Kartell-Riesling des Pündericher Riesling-Kartells probieren! Deutschlands coolster Wein!“

Deutschlands coolster Wein? Von einem Kartell an der Mosel? In Pünderich? Dem musste ich auf den Grund gehen. Da erinnerte ich mich an eine Verkostung auf der ProWein. Suchte da nicht das Deutsche Wein-Institut DWI Deutschland Coolest Wein? 385 Weine waren in die engere Wahl gekommen, ein ziemlich wildes Sammelsurium, darunter aber auch ein paar tolle Weine, einer davon wirkte durch sein Etikett fast wie ein Wein aus dem Gefängnis – und der machte in Düsseldorf das Rennen – der Wein des Riesling-Kartells aus Pünderich.

Auf dem Foto des Online-Auftritts wirken die sechs Mitglieder nur zur Not wie die Mitglieder einer Mafiaformation. Auch mit schwarzem Hemd, weißen Schlips, teils mit Hut und hochgekrempelten Ärmeln schaffen es die jungen sympathischen Winzer einfach nicht sinister dreinzuschauen.

Dahinter verbergen sich zum großen Teil ehemalige Insassen von Geisenheim, wie Tobias Dahm vom Paulushof, dem der Kollege Eichelmann „verboten gute Weine“ bescheinigt, Johannes Busch, der im renommierten gleichnamigen Ökoweingut seines Vaters Clemens aufgewachsen ist und nach dem Studium ins Exil nach Neuseeland wechselte, bevor er dort erneut für Anarchie sorgt, Nico Simonis, der im Familienweingut zusammen mit seinen Eltern für guten Riesling aus den steilsten Lagen des Weinguts kämpft, Dominik Busch, der nach dem Studium nach Südafrika ging und dann das elterliche Weingut Robert Busch übernahm. Auch Matthias Lay kann neben Geisenheim auf diverse Übersee-Stationen zurückblicken und Markus Busch macht das Dreigespann der Busch-Winzer komplett.

Das Konzept ist einfach: Ein Ort, eine Rebsorte, ein Jahrgang - sechs Winzer. Mit seinem Gemeinschaftswein wollen die sechs Freunde ihre gemeinsame Vorstellung vom Riesling präsentieren: Perfekt ausbalanciert und mit feiner mineralischer Note, moderaten Süße und Säure (jeweils um die 7,5 g). Dabei reichen 2,0 %vol Alkohol völlig aus. Mit einem Flaschenpreis von € 8,90 ein idealer Schoppenwein, zu dem man den Machern nur gratulieren kann.

Apropos: Am Wochenende des 13. und 14. Juli 2018 befindet sich das Kartell zur Resozialisierung im offenen Vollzug. Dies feiert die Familie gebührend und freut sich über zahlreiche Gäste. Mit dabei die anderen beiden Finalisten der coolsten Weine.

(c) Magazin Frankfurt, 2024