Trump, Zu viel und nie genug

Es ist nicht das einzige Buch über den aktuellen US-Präsidenten, doch während Ex-FBI-Chef Comey in "Größer als das Amt" seine Erlebnisse mit Donald Trump als politisch unzuverlässigen Counterpart und John R. Bolton in "Der Raum, in dem alles geschah" seine Erfahrungen als Nationaler Sicherheitsberater Trumps aus dem Oval Office und auf Reisen schildert, wo Trump China um Wahlkampfunterstützung gebeten haben soll, gibt Mary L. Trump als Donalds Nichte Informationen aus der Zeit bevor er Präsident wurde und plaudert über intime Details aus dem Nähkästchen der Familiengeschichte des US-Präsidenten.

Auch wenn Donald Trump seine Nichte nicht sonderlich schätzt, der er - der es selbst mit der Wahrheit nie erst nahm - ebenso Lügen unterstellte, wie all seinen Kritikern. Dennoch ist die promovierte klinische Psychologin doch sehr gut über das Leben in "The House" informiert und enthüllt gnadenlos die dunkle Seite der dysfunktionalen Familie Trump.

Marys Vater Freddie war der älteste Sohn des Immobilienunternehmers Fred Trump, der eigentlich das Familienunternehmen hätte übernehmen sollen. Doch leider war Fred Trump alles andere als ein fürsorglicher Vater. Er scherte sich nicht um deren Bedürfnisse und überlies diese der Aufzucht seiner aus kleinen Verhältnissen einer kargen schottischen Hebrideninsel entstammenden Frau. Fred war der Sohn eines deutschen Kriegsdienstverweigerers aus der Pfalz, der es in der Goldgräberzeit mit Bordellen zu Wohlstand brachte und dann durch die Spanische Grippe relativ jung starb. Vieles lief damals schief, da der geldgierige und ebenso wie seine Kinder steuerlich eher unehrliche Fred Trump dem ältesten Sohn keine klaren Anweisungen machte und dieser scheiterte, da er Fliegen und Angeln dem Streit mit dem Vater vorzog, der für auch von ihm verursachte Fehler stets einen anderen Schuldigen suchte. Der deutlich jüngere Donald verfolgte die ungute Entwicklung und die permanenten Vorwürfe, die Freddie schließlich aus der Firma trieben. Donald entwickelte daraus eine eigene Strategie, die aus Arroganz und Selbstüberheblichkeit basierte und seinem Vater imponierte, der ihn schließlich die Position Freddies zuwies und diesen damit zusätzlich demütigte.

Es lief nicht rund in Marys Familie, ihre Mutter wurde von der Familie immer als nur am Geld interessiert gebrandmarkt und als Marys Vater alkoholsüchtig wurde, deshalb seinen Job als Verkehrspilot bei TWA verlor und an einem Herzleiden früh und einsam verstarb. Seine Geschwister und die Eltern zeigten keine Anteilnahme und Fred enterbte diesen Zweig der Familie und betrog sie mit billigen Taschenspielertricks um den ihr zustehenden Erbteil.

Einen Großteil ihrer Kindheit verbrachte Mary im Hause ihrer Großeltern in New York, wo auch Donald und seine vier Geschwister aufwuchsen. Sie schildert, wie Donald Trump in einer Atmosphäre heranwuchs, die ihn für sein Leben zeichnete und ihn letztlich zu einer Bedrohung für das Wohlergehen und die Sicherheit der ganzen Welt machte. Wahrscheinlich entwickelte er da bereits seinen bösartigen Rassismus, den ihm seine Nichte vorwirft.

Das Buch ist eine Abrechnung mit einer Familie, die jeder Leser schnell als widerwärtig empfinden könnte. Von den Trumps finanziell betrogen und seelisch misshandelt ist Mary als einziges Familienmitglied dazu bereit, aus eigener Anschauung die Wahrheit über eine der mächtigsten Familien der Welt zu erzählen. Der Rest der Familie hatte das Milliardenvermögen, das der Großvater an der Steuer vorbei angehäuft hatte, unter sich verteilt und kommt ebenfalls nicht gut weg. Man kann Mary gut verstehen, dass sie ihren Onkel als kleingeistiges verlogenes Großmaul präsentiert, der die Welt ins Verderben führt. Ihre Insiderperspektive in Verbindung mit ihrer fachlichen Ausbildung ermöglicht einen einmaligen Einblick in die Psyche dieses unberechenbaren Mannes, der an der Spitze einer Weltmacht steht. "Anstößig, bissig und gut recherchiert – und zugleich doch eine fesselnde Erzählung" schrieben die Kollegen von The Guardian. Vanity Fair urteilt: "Nach vielen, vielen Trump-Büchern ist dieses tatsächlich unentbehrlich".

Mary L. Trump, Zu viel und nie genug: Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf, Hardcover, 288 Seiten, ISBN 978-3453218154, 22 Euro

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