Gonzalés Harbour, Goyas Ungeheuer

Longo, Schlichte Wut,

(c) Rowohlt

So hat sich Comisaria María Ruiz ihre Rückkehr nach Madrid nicht vorgestellt  : eine Reihe von seltsamen Tiermorden bringt die Gerüchteküche in der Hauptstadt zum Brodeln. Die Annahme, dass es sich um einen okkulten Ritus handelt, wird schnell verworfen, als kurz darauf an einem Wehr die Leiche der Kunststudentin Sara gefunden wird. Kann es ­Zufall sein, dass die Szene stark an eine Zeichnung des ­Künstlers Goya erinnert? Comisaria María Ruiz, die sich aufgrund ihrer Suspen­dierung zurückhalten müsste, ist dennoch fest ­entschlossen, den Fall aufzuklären. ­Hilfe bekommt sie dabei von einem Kellner, einem jugendlichen Ausreißer und einem Journalistenduo.Doch ist ­diese bunt zusammengewürfelte Gruppe in der Lage, einem gefährlichen Täter das Handwerk zu ­legen, der vor nichts Halt macht, um seine Visionen Wirklichkeit werden zu lassen?

Die 57-jährige Berna González Harbour stammt aus Santander und startete ihre Karriere als Journalistin bei der spanischen Zeitung El País, wo sie später verschiedene Ressorts leitete. Zudem ist sie regelmäßiger Gast bei Sendungen des spanischen Senders Cadena Ser und ist in Spanien eine bekannte Literaturkritikerin. Ihre Liebe für Krimis ließ sie 2012 ihr erstes eigenes Werk schreiben, 2020 gewann sie für El sueño de la razón (Der Schaf der Vernunft), der bei uns als Goyas Ungeheuer erschien, den spanischen Krimipreis ­Premio Hammett.

„Die Kunst Goyas steht für mich für eine Realität, die so gegenwärtig wie Tag und Nacht ist. Und deshalb wollte ich sie in einen Roman einbauen.“ sagt sie. Auf die Frage, warum ausgerechnet Goya eine so wichtige Rolle spielt sagt sie "Wie für gewisse Charaktere im Roman wurde Goya auch für mich zu einer Besessenheit. Angetan haben es mir seine schwarzen Bilder die er an die Wände seines Hauses malte. Sie repräsentieren zweierlei Arten von Monstern: jene, die in seinem eigenen Kopf hausten und jene, die er in Spaniens Gesellschaft sah. Es ist seine Wandlung, die mich an ihm am meisten fasziniert – wie er, als er jung war, in farbenfrohen Gemälden die Schönheit und Lebendigkeit Spaniens festhielt und 35 Jahre später dann das desillusionierte und dunkle Spanien in seinen Werken zeigte. Es waren die gleichen Motive, aber wie durch andere Augen gesehen. Und eben das wollte ich auf unsere Zeit beziehen. Mein Ziel war es jemanden aus der Moderne mit der Vergangenheit zu konfrontieren. Goya sollte zum Leser kommen."

Berna Gonzalés Harbour, Goyas Ungeheuer, Pentragon, Broschur, 472 Seiten, ISBN 978-3865327307, 24 Euro

(c) Magazin Frankfurt, 2024