Leon, Geheime Quellen

Leon, Geheime Quellen

(c) Diogenes

Mitten im brütend heißen Hochsommer ruft eine Ärztin aus dem Ospedale Fatebenefratelli in der Questura an, ihre Patientin wolle die Polizei sprechen und nicht den Pfarrer. Zeit ist nicht zu vergeuden, denn das Ospedale ist ein Hospiz für Sterbende und als Brunetti und seine Kollegin Griffoni dort eintreffen, stehen sie schnell an Sterbebett der krebskranken Benedetta Toso. Sie kann nur noch mit viel Mühe sprechen, doch den feinfühligen Kommissaren wird schnell klar, dass wohl irgendetwas mit dem Tod ihres Mannes vor ein paar Wochen nicht stimmt. Kurze Zeit später stirbt Benedetta Toso und hinterlässt zwei Kinder in der Obhut ihrer Schwester. Doch Brunetti lässt nichts unversucht, mehr darüber zu erfahren, wie Benedetta Tosos Vittorio Fadalto Mann gestorben ist, was er beruflich gemacht hat und wie ihm Gerechtigkeit widerfahren kann, denn als Fadalto in einer Sommernacht auf dem Rückweg von der Arbeit mit dem Motorrad tödlich verunglückt, stufte die Polizei dies als einen Unfall ein. In der Hitze des Sommers ermittelt Brunetti ebenso unermüdlich wie raffiniert, um sein der Verstorbenen gegebenes Versprechen einzulösen. Anfangs sieht er nur wenig Bewegung, doch das Verbrechen lässt nicht auf sich warten.

Die inzwischen 78jährige Amerikanerin Donna Leon kennt die Welt und ihre manchmal mehr, manchmal weniger gründlich versteckten Unsauberkeiten genau, arbeitete als Reiseleiterin in Rom, als Werbetexterin in London, als Unidozentin im Iran, China und Saudi-Arabien.

Ihre ›Brunetti‹-Romane haben die lange Zeit in Venedig lebende Liebhaberin der Musik Händels weltberühmt gemacht. Inzwischen hat Donna Leon Venedig als Dauerwohnstätte Lebewohl gesagt und ist in die nahe Schweiz gezogen, ist aber weiterhin häufig in Venedig zu Gast.

Geheime Quellen ist ihr inzwischen 29. Fall und es wundert, dass Donna Leon es immer noch schafft, ihr Publikum mit spannenden, aber nicht reißerischen Geschichten bei der Stange zu halten. In ihren Romane beschreibt sie Venedig so detailliert, dass man die Schauplätze mühelos auf dem Stadtplan nachvollziehen kann, ein Vermögen, dass man geborenen oder langjährigen Venezianern nachsagt und das auch in diesem Band wieder seine Kollegin Griffoni in Staunen versetzt, als er aus ein paar scheinbar hingeworfenen Informationen eine Adresse mühelos auf dem kürzesten Weg findet. Brunetti lebt mit seiner Familie im Herzen der Stadt in einer weiträumigen Wohnung mit großer Dachterrasse bei der Kirche San Polo und ist ein Genießer, der die venezianische Küche ebenso schätzt wie die Autorin.

Donna Leon, Geheime Quellen - Commissario Brunettis neunundzwanzigster Fall, Diogenes, Hardcover, 320 Seiten, ISBN 978-3-257-07099-6, 24 Euro

(c) Magazin Frankfurt, 2022