Rankin, Ein Versprechen aus dunkler Zeit

Rankin, Ein Versprechen aus dunkler Zeit

(c) Goldmann

Der Schotte Ian Rankin wurde 1960 in der nördlich von Edinburgh am anderen Ufer des Firth of Forth gelegenen Region Fife geboren und wuchs dort in bescheidenen Verhältnissen im kleinen Ort Cardenden auf. Selbst Schotten sehen die Bewohner dieses ehemaligen ‚Königreiches Fife’ als eigenwillig an und Ian Rankin weist dabei gerne auf das schottische Sprichwort hin, wonach man einen langen Löffel brauche, um mit einem Fifer Suppe zu essen – eine Aussage, die im schottischen Volksglauben zufällig auch über den Teufel in Umlauf ist. Auch Rankins fiktiver Held John Rebus, von dem er mit „Ein Versprechen aus dunkler Zeit“ bereits den 23. Fall präsentiert, stammt aus Fife und fast in allen Bänden taucht seine Heimatregion irgendwie einmal auf. Bis in die 1970er Jahre war die Region vom Kohlebergbau geprägt.

Zum Studium zog es ihn auf die andere Seite des mächtigen Meeresarms nach Edinburgh, wo er an der Uni Englische Literatur studierte und sich seinen Lebensunterhalt als Erntehelfer, Schweinehirte, Alkoholtester, Journalist für ein Hi-Fi-Magazin und als Punk-Musiker verdiente. Seine Promotion widmete er der schottischen Schriftstellerin Muriel Spark und schrieb nebenbei vor 35 Jahren seinen ersten Roman mit Detective John Rebus. Obwohl seine Doktorarbeit dabei auf der Strecke blieb, ermöglichte ihm sein dafür genommenes Stipendium die Fertigstellung von insgesamt drei Romanen. Die Krimis zeichnen sich aus durch ihre komplexe Handlung, in denen die schottische Hauptstadt Edinburgh, in der sie meist spielen, oft als sehr düster und konfliktreich vorgestellt wird.

Vielleicht ein Grund, seiner Heimat bereits mit Mitte 20 den Rücken zu kehren. Mit dem Erfolg seiner Bücher in den internationalen Bestsellerlisten, die ihm zum führenden britischen Krimiautor machten, konnte Rankin seine Heimat in Richtung Süden verlassen und sich für ein Jahrzehnt in der britischen Metropole London und im ländlichen Frankreich anzusiedeln, bevor er wieder nach Schottland zurückkehrte.

Der mit zahlreichen Preisen für sein Werk geehrte Autor lebt heute mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Edinburgh.

Rankins Protagonist Rebus ist ein erfahrener Ermittler, ein notorischer Einzelgänger der selbst verschiedene Traumata zu bewältigen hat. Die in den Jahren immer stärker angewachsene Fangemeinde mochte auch nicht von ihm lassen, als er nach 17 Fällen als streitlustiger und zynischer Ermittler in Pension geschickt und durch einen neuen Kollegen Malcolm Fox ersetzt wurde, der einer weiteren Krimiserie Rankins ihren Namen gab. Man hat ihn deshalb wieder reaktiviert.

In dem neuen Fall geht es um die eigene Familie, die immer zuerst kommen sollte. Manchmal sogar vor der Wahrheit. Es beginnt mit einem nächtlichen Anruf, den der geschiedene Rebus von seiner Tochter Samantha erhält. Deren Ehemann Keith ist verschwunden und die völlig aufgelöste Samantha bittet ihren erfahrenen Vater um Hilfe. Rebus vermutet das Schlimmste, denn aus langjähriger Polizeiarbeit weiß er, dass wenn seinem Schwiegersohn etwas zugestoßen sein sollte, würde der erste Verdacht auf Samantha fallen. Also macht sich der besorgte Vater auf in die kleine schottische Küstenstadt Naver. Doch ein guter Polizist und ein guter Vater zu sein, gestaltet sich schwieriger als erwartet, und bald muss sich der rastlose Ermittler aus Edinburgh fragen: Könnte das der erste Fall seiner Karriere sein, bei dem die Wahrheit besser nicht ans Licht käme?

Ian Rankin, Ein Versprechen aus dunkler Zeit, Goldmann, Hardcover, 512 Seiten, ISBN ‎ 978-3442315581, ab 14.06.2022, 22 Euro

(c) Magazin Frankfurt, 2024