Marche, Aufstand in Amerika

Marche, Aufstand in Amerika

(c) Droemer

Vor gut einem Jahr schockierte der vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, durch den Vorwurf des Stimmenraubs bei der Präsidentschaftswahl anlässlich der formellen Bestätigung des Sieges von Joe Biden, verursachte Sturm auf das Kapitol, die Menschen rund um den Globus. Was war dort in einem der Mutterländer der Demokratie passiert? Zwar waren alle froh, dass der Sturm auf das Symbol der Demokratie mit nur wenigen Toten endete und nach wenigen Stunden beendet war, doch zeigt sich inzwischen, dass das Problem damit nicht gelöst ist, denn mit einem schwachen neuen Präsident Biden und einer zunehmend an Beliebtheit verlierenden Vizepräsidentin Harris schien er nur der Anfang gewesen zu sein. Die amerikanische Demokratie ist dabei zu scheitern. Der kanadische Journalist Stephen Marche lebt in den USA lebt. Neben seinen bisherigen Büchern schreibt er unter anderem für The New Yorker, The New York Times, The Atlantic und Esquire und seinen Blog.

In seinem Buch beschreibt er das packende und erschreckend realistische Zukunfts-Szenario über den direkt bevorstehenden nächsten Bürgerkrieg in den USA. Ebenso erschüttert wie aufgerüttelt fordert der Anwalt und als Geschäftsführer von Protect Democracy tätige Ian Bassin in der The New York Times Book Review: „Es sollte Pflichtlektüre für alle sein, denen der Erhalt unseres 246-jährigen Selbstverwaltungs-Experiments am Herzen liegt … Das Buch wechselt ab zwischen fiktionalen Depeschen eines zukünftigen sozialen Zusammenbruchs und Abschweifungen, die diese Vorhersagen mit Beweisen aus der Gegenwart untermauern … Die Erzählung liefert ein Cormac-McCarthy-würdiges Drama, während die nicht-fiktionalen Nebensächlichkeiten diesem Drama die Autorität des Dokumentarischen verleihen.“ Manche der Szenarien erinnern an ein verfilmtes Buch seiner Landsmännin Margaret Atwood „Der Report der Magd“. Dort werden bei einem Staatsstreich einer christlich-fundamentalistischen Gruppe der Präsident und die Mitglieder des Kongresses ermordet und die Verfassung außer Kraft gesetzt. Die Armee erklärt den Notstand, Zeitungen werden zensiert und Straßensperren eingerichtet. Eine theokratische Diktatur entsteht, mit strengen Regeln, eingeschränkter Bewegung in der Öffentlichkeit und strengen Kontrollen durch Polizei und Geheimdient. Besonders die Stellung der Frau wird wie bei den Taliban neu definiert: Sie darf kein Eigentum besitzen und für staatliche Angelegenheiten ist der Mann zuständig. Die Frau hat ihre Rolle als Hausfrau und Gebährerin.

Stephen Marche fragt sich in seinem Buch „Wieso waren und sind Millionen Amerikaner überzeugt, Donald Trump sei die Lösung ihrer Probleme?“ Immer noch glauben etliche Millionen US-Bürger jede Lüge, die ihrem Wunschdenken, aber nicht die Lebensrealität spiegelt. Das ist ähnlich wie bei den sogenannten Querdenkern und Corona-Leugnern bei uns im Land, die in ihrer eigenen Blase leben und zunehmend unzugänglich für jeglichen durch Fakten abgesicherte Gegenpositionen sind. „Fake News“ verunglimpfte schon Trump alles, was ihm nicht in den Kram passte. Die wissenschaftsfeindliche, in den USA von widerwärtigem kirchlichem Fundamentalismus getragene Protestbewegung ist im Stande, die Welt in den Abgrund zu reißen. „Wer die tieferen Zusammenhänge durchschauen will, greift nun zu Stephen Marche und seinem Buch“, raten neben uns auch die Kollegen vom Handelsblatt.

Marche entwickelt in seinem Buch fünf ebenso verstörende wie absolut realistische Szenarien über das, was den USA politisch und gesellschaftlich unmittelbar bevorsteht. Er zeichnet damit das Bild eines zutiefst gespaltenen Landes am Abgrund, das kaum noch glaubwürdig Anspruch erheben kann, die größte westliche Demokratie und eine stabile Weltmacht zu sein. Die aktuellen Anzeichen wären in jedem anderen Land Grund zur Sorge vor einem direkt bevorstehenden Staatsversagen – Gefahren, denen auch Deutschland und die westlichen Demokratien angesichts von politischen Hasardeuren wie Boris Johnson oder nicht auffindbaren Staatsführern wie Olaf Scholz zunehmend ausgeliefert sind. Wie Marche eindringlich zeigt, braucht es dafür nicht viel mehr, als einen Funken, der das Land zum Brennen bringt. Schockierend, aber ebenso realistisch wie nah.

1. Ein aufständischer Sheriff widersetzt sich Washington, wird zum Idol der schwerbewaffneten Allianz aus Anti-Regierungs-Patrioten und es kommt zum ersten Bürgerkrieg seit 150 Jahren mit verheerenden Folgen.

2. Eine Naturkatastrophe zeigt, wie marode die Infrastruktur amerikanischer Städte ist und zwingt die Verantwortlichen zu entscheiden, wer leben darf und wer nicht.

3.Ein Attentat auf oberster Ebene beweist, wie schnell das Land mit der höchsten Waffendichte weltweit in den Strudel der Gewalt herabsinken kann.

4. Ein Anschlag auf das Herz der US-Demokratie bringt das soziale Gleichgewicht aus den Fugen und teilt den Staat in zwei erbittert verfeindete Lager.

5. Eine Koalition aus diversen, separatistischen Lobbyisten-Gruppen bringt die Föderation zu Fall und teilt sie in mehrere neuen Staaten, um ein Blutbad in den USA zu verhindern.

Ob gewaltsam oder nicht - die USA sehen ihrem Ende entgegen und Stephen Marches beeindruckendes Buch ist der längst fällige Warnruf. Denn auch den ersten Bürgerkrieg wollte niemand wahrhaben, bis ihn niemand mehr ignorieren konnte.

Stephen Marche, Aufstand in Amerika: Der nächste Bürgerkrieg - ein Szenario. Die brisante Reportage über die gespaltenen USA, Droemer, Hardcover, 304 Seiten, ISBN 978-3426278758, 18 Euro

Rechtlicher Hinweis Buch

Das Buch wurde uns vom Verlag kostenfrei als PDF, eBook oder Printausgabe zur redaktionellen Besprechung zur Verfügung gestellt. Durch Verlinkung zu Amazon.de oder anderen Online-Händlern erhalten wir beim Kauf eine Provision, die unsere für den Leser kostenfreie redaktionelle Arbeit ermöglicht. Ein bezahlter Werbeauftrag des Verlags liegt nicht vor.

(c) Magazin Frankfurt, 2024