La Mélodie - Der Klang von Paris

La Mélodie - Der Klang von Paris

(c) Prokino

Als der Violinist Simon Daoud (Kad Merad) seine neue Stelle als Musiklehrer im Pariser Banlieue antritt, erwartet ihn kein Traumjob: Die Schüler unterschiedlichster Herkunft, denen er das Geigenspiel beibringen soll, sind für ihn nur eine unbändige Horde Rabauken ohne jegliches Gespür für klassische Musik. Geradezu sinnbildlich steht die Gruppe der aggressiven Rabauken, die zum Teil jeglichen Respekt gegenüber ihren Mitmenschen vermissen lassen, für die gegenwärtige Diskussion auch in Deutschland, die mit der Zuwanderung von Flüchtlingen aus anderen Kulturkreisen zum Thema hat. Auch hier spielt sich die Kontroverse nicht in den feinen Vierteln der französischen Hauptstadt ab, sondern in den Banlieues im Norden der Stadt, die nicht zu Schmelztiegeln sondern zu Explosionsherden geworden sind. Kaum jemand schafft es, diese explosive Mischung vor dem Knall und dem offenen Ausbrechen von Gewalt zu bewahren. Vielleicht kann dabei ja ein von der Kulturbürokratie ins Leben gerufenes Projekt, wie ein Schülerorchester aus diesen Problemvierteln helfen, neue Perspektiven aufzuzeigen. Vorbilder dafür gibt es ja, zum Beispiel in Venezuela, wo der kürzlich verstorbene José Antonio Abreu mit El Sistema helfen wollte, das Elend der Kinder und Jugendlichen zu vermindern und ihnen eine Chance zu geben. Als Mittel dazu sah er die Musik an. Er wollte nicht nur ein Sinfonieorchester gründen, sondern die Musik zur Bildung und seelischen und sozialen Stabilisierung von Kindern einsetzen, indem die Musiker ihr Wissen an Kinder aus schlechtesten Verhältnissen weitergeben.

Genau hier setzt auch der französische Film des aus Algerien stammenden jungen Regisseurs an, der die Probleme kennt. Als der zurückhaltende, aber talentierte Arnold in seinem Kurs auftaucht, schöpft Simon wieder Hoffnung.

Durch ihn lernt Simon von seinen traditionellen, strengen Unterrichtsmethoden abzuweichen, mit denen er bei der neuen Klientel nicht ankommt und auch einmal schiefe Töne zu tolerieren und so einen Weg in die Herzen seiner Schüler zu finden. Gemeinsam arbeiten sie auf das große Ziel hin: Ein Auftritt im Konzertsaal der Pariser Philharmonie! Rachid zeigt schön, wie zwei Welten aufeinandertreffen, die unterschiedlicher nicht sein können und wie diese Begegnung etwas zutiefst Menschliches hervorruft, wenn die stets auf Streit gebürsteten oder gleichgültigen Kinder sich verwandeln und Entschlossenheit zeigen und auch bei den vielfach auslösenden Eltern aus der tief verwurzelten Skepsis langsam eine neue Offenheit und Vertrautheit werden lassen. Ein durchaus beeindruckendes Debüt des 32-jährigen Regisseurs .

Kad Merad (Willkommen bei den Sch’tis, Der kleine Nick) ist der Star der französischen Komödie. Mit seinem feinen, zurückhaltenden Spiel zeigt er sich von einer neuen Seite. Ja.es sind die leisen Töne, mit denen Rachid Hami in dieser zauberhaften Geschichte zu berühren vermag. Seine jungen Akteure fand er in einem offenen Casting rund um den Place des fêtes, darunter so unverwechselbare und von den Kollegen oft gelobte Kinderdarsteller wie Alfred Renély als Arnold oder Lazab Zakaria-Tayeb als der renitente und vorlaute Samir. Ob tobend im Klassenzimmer, übend auf den Dächern von Paris oder euphorisch am heimischen Esstischt, vermitteln sie eine Freude und Unmittelbarkeit wie es vermutlich nur Kinder vermögen. Ein warmherziger, authentischer Film von den Machern von „Die Kinder des Monsieur Mathieu", der am 26. April 2018 als DVD und Blu-ray in den Handel kommt.

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(c) Magazin Frankfurt, 2020