The Favourite - Intrigen und Irrsinn

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The Favourite - Intrigen und Irrsinn

(c) Twentieth Century Fox Home Entertainment

Als man 1683 die 18-jährige Anna Stuart, die Tochter des künftigen Königs Jakob II. von England aus politischen Gründen mit dem zwei Jahre älteren Prinz Georg von Dänemark arrangierte, hatten sich die Eheleute zuvor noch nie gesehen. Die Stuarts wollten damit die Verbindung zu den skandinavischen Protestanten stärken, um eine Unterstützung gegen den französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. zu erhalten und Unterstützung gegen die niederländische Flotte zu bekommen. Die Ehe zwischen Georg und Anna verlief bis zu Georgs Tod im Jahre 1708 harmonisch, obwohl alle ihre gemeinsamen 17 Kinder durch Fehl- oder Totgeburten, als Kleinkinder oder wie der chronisch kranke William Henry mit 11 Jahren starben und Anna damit die letzte Regentin des Hauses Stuart.

Georg war schon tot, als der grandiose und für 10 Oscars nominierte Historienfilm von Giorgos Lanthimos einsetzt. Der englische Königshof ist von Intrigen, Neid und Verrat geprägt. Das Land befindet sich im Spanischen Erbfolgekrieg gegen die Franzosen und Königin Anne (Olivia Colman, die den Oscar als beste Hauptdarstellerin gewann) als Herrscherin ist nicht nur durch ihre regelmäßigen Gichtanfälle eine schwache Regentin. Doch ihre Schwäche wird durch ihre Kindheitsfreundin, engste Vertraute und Hofdame Sarah Churchill (Rachel Weisz) ausgeglichen. Die Herzogin von Marlborough war Gattin des erfolgreichen englischen Heerführers (Mark Gatiss) und Vorfahrin des späteren Staatsmanns Winston Churchill und gab der Königin Anweisungen, was zu tun ist, und regiert so das Land aus einer Art Trainerposition. Ihr Gegner dabei ist der Oppositionsführer Robert Harley (Nicholas Hoult), der sich für einen Frieden mit Frankreich und gegen eine Steuererhöhung stark macht, verhindern will.

Winston Churchill, der in seinem Geschichtsbuch auch dieses Zeitalter der Revolution beleuchtete, zeigte viel Verständnis für seine Ahnin, die – obwohl sie fünf Jahre älter war als die Königin – mehr Arbeit als die Kabinettsminister hatte und zudem von der wenig lebenstüchtigen Königin voll in Beschlag genommen wurde. Insofern war sie wohl anfangs ganz froh darüber, dass plötzlich ihre völlig verarmte jüngere Cousine Abigail (Emma Stone) im Schloss auftauchte, deren Vater nicht nur seinen Reichtum, sondern auch seinen guten Namen verspielt hatte und seine Tochter an einen deutschen Gläubiger abgeben musste, um seine Schulden zu begleichen. Nur anfangs verrichtete Abigail auch im Schloss die niederen Arbeiten einer Magd. Durch ein im Wald gesammeltes Kraut, mit dem sie den entzündeten Beinen der Königin Linderung verschaffte, stieg sie zu Sarahs Zofe auf.

Dabei bekommt Abigail nach und nach den Grund des engen Vertrauens der Königin zu Sarah mit und versucht ihre eigene Rolle in dem Verhältnis zur Königin zu finden, da Sarah geschickt verhindert, dass andere die Politik der Königin beeinflussen können. Nicht ganz einfach, denn Anne hat durchaus ihren eigenen Willen. Doch sehr feinfühlig und empathisch bekommt Abigail schnell eine enge Beziehung zur Königin, die Kaninchen nach den 17 verstorbenen Kindern benannt hat. Als Sarah ihre Stellung bedroht sieht und sie die Cousine entlässt, macht sie die Königin sofort zu ihrer Zofe und genießt den Wettstreit der beiden Frauen um ihre Gunst – und damit um die Macht im Staat.

Ein Versuch Abigails Sarah durch Gift aus dem Weg zu schaffen führt durch deren folgende Abwesenheit vom Hof zum Teilerfolg. Durch die Heirat mit einem Höfling (Joe Alwyn) und eine Apanage kehrt sie in den Adelsstand zurück. Sarah gelingt es nicht, die Königin vor Abigail zu warnen und sie wird vom Hof verbannt. Abigail macht ihre eigene Politik, sorgt für Harley als neuen Premierminister, Frieden mit Frankreich und eine Verunglimpfung von Sarahs Ehemann, des hoch angesehenen Heerführers, durch den diese wieder Zugang zum Hof bekommen könnte. Auch Briefe, mit denen Sarah versucht, das verlorene Vertrauen der Königin zurückzugewinnen, werden von ihr abgefangen und vernichtet. Glücklich wird sie dadurch nicht, denn auch ihr Interesse an der inzwischen todkranken Königin schwindet. Analysiert man die Ränkespiele, kann man feststellen, wie stark persönliche Eitelkeiten politische Entscheidungen mitbestimmen. Schön dargestellt, die damals weit verbreitete Dekadenz und stets gelingt es Lanthimos diese noch einmal zu übertrumpfen. Das ist durchaus nicht nur historisch, sondern kann bis in die Jetztzeit beobachtet werden. Insofern: ein grandioser Film, den man sich durchaus öfters ansehen kann.

The Favourite - Intrigen und Irrsinn, DVD/Blu-ray, Twentieth Century Fox Home Entertainment, ASIN B07N32TS14, ab 13,99 Euro, ab 13.06.2019

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(c) Magazin Frankfurt, 2020