Gold & Wein Georgiens in Frankfurt

Gold & Wein Georgiens älteste Schätze

(c) Nünnerich Asmus Verlag

Im Oktober war Georgien Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Zu dem Event erschienen verschiedene eindrucksvolle Romane aus dem Kaukasus-Land, von denen wir Ihnen Nino Haratischwilis "Die Katze und der General" ans Herz legen möchten. Doch Georgien hat noch mehr zu bieten, als nur spannende Literatur. Der Weinbau hat dort eine lange Tradition, die über 7000 Jahre zurückreicht und Georgien zu einem der Ursprungsländer des Weinbaus und der kultivierten Weinrebe macht. Mit seinen günstigen geologischen und klimatischen Voraussetzungen stehen derzeit rund 60.000 ha unter Reben. Exakte Zahlen gibt es dazu noch nicht. Neben vielen traditionellen autochthonen Rebsorten baut man inzwischen auch internationale Standardsorten an. Wein ist damit nach dem Alteisen zum zweitwichtigsten Exportgut Georgiens geworden. Wie in der ehemaligen Sowjetrepublik Moldawien ist auch bei Georgien traditionell Russland der größte Abnehmer. Doch auch bei Georgien sorgt die als Waffe eingesetzte russische Handelspolitik für enorme Schwankungen, die Georgien nach neuen Märkten suchen lassen, die gar nicht so leicht zu finden sind. Der für Georgien übliche traditionelle Weinausbau in Amphoren (Quevri) wurde 2013 in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Mit seinen mehr als 500 autochthonen Rebsorten hat das Land ein immenses Potential, das in der Zukunft für Weinliebhaber interessant sein könnte. Offiziell sind derzeit 38 Sorten für den kommerziellen Weinbau zugelassen, rund zwei Drittel der Weine sind Rotweine. Fast alle sind auch für mitteleuropäische Weinexperten unbekannt, oder kennen Sie Aladasturi, Alexandrouli, Tschinuri, Tschchaweri, Goruli Mzwane, Dswelschwari Obtschuri, Katschitschi, Chichwi, Kratschuna, Mudschuretuli, Mzwane, Odschaleschi, Orbeluri, Rkaziteli, Saperawi, Siska, Zolikuri oder Ussatscheluri? Wie sonst in Europa litt auch Georgien im 19. Jahrhundert unter der aus Nordamerika eingeschleppten Reblaus, die viele Rebberge verwüstete.

Der Wein ist neben dem Gold einer der Punkte, die das Archäologische Museum bei einer Ausstellung über Georgiens älteste Schätze hervorgehoben hat: Eine Kultur, die verbindet, denn die Kaukasusregion gilt seit jeher als Brücke der Kulturen.

Zugegeben,als Weinfreund hätte ich mir bei dem Titel etwas mehr Informationen über den Wein gewünscht, als die wenigen Seiten mit meist ziemlich allgemeinen Informationen über die Geschichte des Weinbaus, die nur zum Teil auf die Besonderheiten Georgiens eingehen, doch natürlich hat Georgien noch mehr zu bieten, da es bereits während der Jungsteinzeit und der Bronzezeit mit Mesopotamien, den Kulturen des nordpontischen Steppenraumes und des Schwarzen Meeres verbunden ist. Die frühe Gesellschaft Georgiens, deren Wirtschaft auf Acker- und Goldbergbau beruhte, bekundet sich heute in reichen archäologischen Hinterlassenschaften. Ein mit Silber überzogenes kurzes Stück Rebenholz aus der Ortschaft Trialeti im Tiflisser National-Museum stammt aus der Zeit um 2500 v. Chr. Sogar noch über 1000 Jahre älter sind Stiele und andere Reste von Weintrauben, die in Georgien gefunden wurden.

Die Ausstellung und der dazu erschienene reich bebilderte Katalog präsentieren die neuesten Ergebnisse deutsch-georgischer Forschungskooperationen. Anhand von zahlreichen, größtenteils erstmals gezeigten Originalfunden zeichnen sie ein umfassendes Bild der frühen kulturellen Entwicklungen Georgiens: Beginnend bei den Anfängen der Landwirtschaft im Kaukasus vor rund 8000 Jahren bis in die Trialeti-Kultur der Mittelbronzezeit 2100–1700 v. Chr.

Zu den Highlights gehören die Ausgrabung der neolithischen Siedlung von Aruchlo, das älteste Goldbergwerk der Welt in Sakdrissi und der 2012 entdeckte bronzezeitliche Grabhügel von Ananauri mit seinen imposanten Holzwagen. Detaillierte Beschreibungen von Fundplätzen und Artefakten nicht nur aus Gold, sondern auch zum Teil selten erhaltenem organischen Material wie Leder oder Stoff, bieten dem Leser einen Einblick in die Herzstücke der frühen georgischen Kultur. Dieser Katalog zeigt mit Georgien ein Land, dessen Kultur Jahrtausende zurückreicht und bis heute begeistert.

Mit Svend Hansen hat Liane Giemsch, die seit 2015 als Kustodin die Prähistorische Abteilung im Archäologischen Museum Frankfurt leitet, einen passionierten Ur- und Frühgeschichtler als Mitherausgeber gewinnen können, der an den Universitäten Heidelberg, Bochum und Berlin lehrte und seit 2003 als Erster Direktor der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts zahlreiche Grabungen vor Ort durchgeführt hat.

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(c) Magazin Frankfurt, 2020