Vorweihnachtliche Genusstour nach Hamburg

Weihnachtsmarkt in Hamburg

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Santa Pauli

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VORWEIHNACHTLICHE GENUSSTOUR NACH HAMBURG

Die Hansestadt Hamburg hat sich durch seine Elbphilharmonie, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Speicherstadt und seinen Hafen mit dem reichen Kulturprogramm von Operette, Musical, Konzert und Oper zu einem der beliebtesten Ziele für einen Kurzurlaub entwickelt. Mit dem ICE ist man von Frankfurt ohne Umsteigen in weniger als vier Stunden am Ziel, schneller geht es nur mit dem Flieger.

Ein wahres Highlight sind die verschiedenen Weihnachtsmärkte für so gut wie jeden Geschmack. Vom Historischen Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus bis zu den vielen kleinen Märkten in den Stadtvierteln haben sie sich als gemütliche Treffpunkte in der Hansestadt ihre Freunde gemacht, wo sich neben Freunden oder Kollegen auch Besucher von außerhalb auf Weihnachten einstimmen können

Vor dem Rathaus lädt ein Wiener Caféhaus im Jugendstil, historische Verkaufswagen und ein altes Karussell aus den 20er-Jahren die Gäste ein. Das nostalgische Flair macht ihn mit dem beleuchteten Rathaus im Hintergrund zu einem der beliebtesten Weihnachtsmärkte volle Leckereien, erlesener Geschenkartikel und Kunsthandwerk. Einige Handwerker lassen die Besucher sogar über die Schultern schauen, wenn sie ihre kleinen Kunsthandwerke herstellen.

Nur wenige Meter weiter stehen am Jungfernsteg schön illuminierte weiße Pagodenzelte von Weißer Zauber an der Alster, die im deutlichen Kontrast zu den rustikalen Buden anderer Weihnachtsmärkte stehen. Ein Paradies für Kinder ist das historische Riesenrad und die Märchen- und Backschiffen auf der Innenalster, auf denen die Kleinen Plätzchen backen, Märchenvorstellungen besuchen oder sich schminken lassen können.

Die Erwachsenen finden ihre Weihnachtsüberraschung eher auf Santa Pauli, dem etwas anderen Weihnachtsmarkt, wenn auf dem Spielbudenplatz zwischen Davidswache und Operettenhaus Kiez-Künstler in schrillen Kostümen Hof halten. Hamburgs "geilster Weihnachtsmarkt" hat ein eigenes Strip-Zelt aufgebaut und bietet mit Porno-Karaoke und frivolen Angeboten ein etwas anderes Weihnachtsfeeling. Kein Ort, zu dem man die Kinder mitnimmt, denn auf Hamburgs Reeperbahn gibt’s auch erotische Geschenke und ab 19 Uhr Striptease. Nicht nur für die Herren der Schöpfung. Mit einem Menstrip wird auch an die Damen gedacht. Mutige sind aufgefordert ihre Gesangskunst beim Porno-Karaoke zu messen.

Die Große Freiheit mit ihren berühmten Nachtclubs ist inzwischen nicht mehr das, was sie einmal zu Zeiten von Hans Albers war. Die äußerst freizügigen Nachtclubs sind inzwischen alle Musikclubs und Disco gewichen. Die Beatles hatten dort ihre ersten Auftritte in Deutschland. Als wir entlangbummelten erinnerte das Bild an die alte Zeit, denn man drehte gerade einen Film über die frühe Zeit Udo Lindenbergs – damals vor gut 50 Jahren.

Auch die LGBTQ-Community findet in Hamburg einen passenden Weihnachtsmarkt: den Winter Pride, wo im Herzen der bekannten Gay Nachbarschaft St. Georg die Mitglieder der Community auf einem einladend bunten Weihnachtsmarkt auf der Kirchenallee empfangen werden. Bei gemütlicher, offener und einladender Atmosphäre kann man dort bei heißem Punsch, Glühwein, Süßem und Salzigem aus der Bäckerei neue Leute kennenlernen. An den Wochenenden sorgt ein buntes Programm von LGBT Künstlern für Stimmung und Spenden für die Aids Hilfe.

Elbphilharmonie

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DAS KULTURELLE ANGEBOT GENIESSEN

Das Angebot an Kultur in Hamburg ist riesig. Im Bucerius Kunst Forum beim Rathaus kann man die ikonischen Portraits diverser Musiker betrachten, die Anton Corbijn schuf. Der Fotograf und Regisseur hat viele von ihnen über Jahre begleitet und ihre Musikvideos gedreht. In der Barlach Halle K sind in der Ausstellung KAIRO. Der richtige Moment Bilder von Wolfgang Beltracchi zu sehen, der vor einigen Jahren mit seinen meisterhaften Fälschungen die Kunstwelt aufwirbelte. Hier schuf er für die Ausstellung neue Bilder im Stil großer stilprägender Meister – unter seinem eigenen Namen. Fotokunst von Michael Wolf mit seinen erschreckenden wandfüllenden Fotos von meist dichtbewohnten asiatischen Innenstädten sind in den Deichtorhallen zu sehen. Im Museum für Kunst und Gewerbe MKG sind unter anderem eine spannende Otto-Ausstellung und eine beeindruckende Show über 1968 zu sehen – die Zeit von Pop und Protest.

Nicht ganz so einfach zu bekommen sind die begehrten Tickets für Konzerte in der neuen Elbphilharmonie, doch auch ohne Konzert lohnt sich ein Besuch der für jedermann zugänglichen Plaza. Da die Kapazität begrenzt ist, wird der Besuch über die Ausgabe von Plaza-Tickets geregelt. Wer das Schlange stehen scheut, sollte sein Ticket für einen Besuch für 2 Euro reservieren, denn die öffentliche Aussichtsplattform zwischen Backsteinsockel und dem gläsernen Neubau hat schon am ersten Besucherwochenende vor zwei Jahren 26.000 Menschen angelockt. Heute kommen täglich bis zu 17.000 Gäste, um auf 37 Metern Höhe den Ausblick auf Stadt und Hafen zu genießen. Schon die gewölbte Rolltreppe nach oben fasziniert. Mittlerweile zählt die Elbphilharmonie zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Europas mit Besucherzahlen wie die Sixtinischen Kapelle in Rom.

Bierfans sollten bei ihrem Besuch in der Störtebeker Elbphilharmonie vorbeischauen, ein Joint Venture der gleichnamigen Stralsunder Brauerei mit dem Hamburger east Hotel. Chef Bier-Sommelier Dennis Spahn und seine Kollegen bringen sie dort bei Bier-Tastings und Seminaren in Sachen Craft Beer auf Vordermann. Doch auch sonst lohnt ein Besuch der Bar mit einem breiten Angebot von bis zu 31 Biersorten vom Fass oder im Restaurant mit der Nordischen Küche. Sehr lecker das neue alkoholfreie Atlantik-Ale.

Gleich beim Santa Pauli Weihnachtsmarkt liegt das Stage Operettenhaus, wo gerade „GHOST – DAS MUSICAL“ die aus dem Film bekannte dramatisch-spannende Geschichte über die Kraft der wahren Liebe läuft. Ein Wiedersehen mit Molly und Sam, dem Medium Oda Mae und den Bösen, die ihrem Glück im Weg stehen. In den vergangenen Jahren hat sich Hamburg unter Stage zu DER deutschen Musical-Hauptstadt gemausert.

Mit dem „König der Löwen“ steht schon seit 15 Jahren einer der Welterfolge auf dem Programm des Stage Theaters am Hafen. Nur mit etwas Glück bekommt man Restkarten, denn bisher war jede der 6.000 Aufführungen ausverkauft. Nebenan im Stage Theater an der Elbe verzaubert das magische Kindermädchen „Mary Poppins“ Groß und Klein mit ihrer unvergesslichen Geschichte.

Kakaobohnen im Chocoversum

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AUF KULINARISCHER ERKUNDUNGSREISE IN DER SPEICHERS

Auf eine wahre Genusstour kann der Hamburg-Besucher in der historischen Speicherstadt gehen, die 2015 zusammen mit dem benachbarten Kontorhausviertel und dem Chilehaus von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.

Der seit 1883 aufgebaute Teil des Freihafens ist nach der Umstellung auf den Containerverkehr mit seiner neugotischen Backsteinarchitektur mit der Loftarchitektur eine beliebte Bleibe für Kreative, Gastronomie und sonstige Dienstleister geworden und hat neben dem Miniatur Wunderland, der größten Modelleisenbahnanlage der Welt auch einige andere Museen und Genussorte angezogen.

Im Miniatur Wunderland muss der Besucher erst einmal ein paar Treppen hinaufkraxeln, bevor er die auf der fast 1.500 Quadratmeter großen Anlagenfläche verlegten 15,4 Kilometer Gleise, auf denen mehr als 1.000 Züge unterwegs sind. Wer einen Einblick in die Elbphilharmonie bekommen will, kann dies hier auch in Miniatur erleben. Aber auch Venedig wurde en miniature nachgebaut, immer mit witzigen Szenen, die viele der bisher mehr als 16 Millionen Besucher schon verzauberte.

Gegenüber dem Chilehaus sind Schokofans richtig, denn die Kakao-Experten nehmen sie im Hamburgs Schokoladenmuseum Chocoversum mit auf Genuss-Reise bei der alle Sinne gefragt sind und Probieren ausdrücklich erwünscht ist. Der Weg führt in 90 Minuten von der Kakaobohne zur feinsten Schokolade. Live sieht der Gast historische Originalmaschinen, die das süße Gold herstellen und im Labor kann jeder seine persönliche Lieblings-Tafel kreieren und am Ende der Tour mit nach Hause nehmen. Führungen gibt’s regelmäßig zwischen 10 und 16.30 Uhr.

Sie sind eher ein Freund des Kaffees? Auch die Kaffeebohne wird in der Hamburger Speicherstadt perfekt inszeniert – in der Speicherstadt Kaffeerösterei. Die Röster verkosten vor dem Einkauf des Rohkaffees zunächst Muster und bewerten Reinheit, Körper, Säure und besonders herausragende Aromen, um festzustellen, ob der Kaffee den hohen Anforderungen gerecht wird.

Bei den öffentlichen Kaffeeverkostungen bekommen Besucher einen Einblick in das Probieren und Beurteilen verschiedenster Sorten, erfährt wissenswertes zu Anbau, Ernte und Aufbereitung und können dann an acht bis zehn verschiedene Kaffeesorten ihre eigenen Geruchs- und Geschmackssinne schärfen.

Lieber ein Tee? Dann ist das Messmer Momentum die richtige Adresse. Die meisten Gäste kommen nur vorbei, um in geruhsamer Atmosphäre eine Tasse oder Kanne Tee zu genießen. Die Auswahl ist riesig. Neben verschiedensten Schwarzen Tees aus aller Welt bietet Peter Nimpsch und sein Team den Gästen Oolong-Tee, grünen und weißen Tee, Rooibos und verschiedenste Früchte- und Kräutertees zur Wahl an. Auch Verhungern muss niemand, denn zum kulinarischer Tee-Genuss warten exklusive Kreationen mit Teegebäck, Mini-Macarons, Sandwiches oder Sushi auf den Besucher. Wer tiefer einsteigen möchte kann sein Wissen im kleinen Museum oder bei einer der Tee-Schulungen und Events vertiefen.

Gewürze

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DIE WÜRZE DES LEBENS ERKUNDEN

Gewürze kommen aus aller Welt und sorgen am Tisch für besondere kulinarische Erlebnisse: Mit Pfeffer, Zimt, Anis, Piment, Ingwer, Fenchel, Koriander oder diversen andere Kräutern und Gewürzen bringt man Geschmack und Abwechslung in die Küche.

Schon seit Jahrtausenden haben Kräuter und Gewürze eine hohe Bedeutung für die Menschen und spielen auch wirtschaftlich und politisch eine wichtige Rolle. Noch dazu sind sie manchmal auch gut für die Gesundheit, denn die Naturheilkunde schreibt einigen von ihnen - schon lange bevor Hildegard von Bingen ihre Wirkung festhielt – fördernde Wirkung für Gesundheit und Wohlbefinden zu.

Auch in Deutschland sind Gewürze auch wirtschaftlich wichtig und die Betriebe der Gewürzindustrie verfügen über langjährige Kompetenz rund um die Veredelung von Gewürzen, die sie aus aller Herren Länder importieren und daraus verschiedenen Mischungen, Präparate oder sonstige Zutaten herstellen und damit einen Milliardenumsatz erwirtschaften.

Gewürze im Gewürzmuseum

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GEWÜRZMUSEEN IN THÜRINGEN UND HAMBURG

Dennoch sind Gewürzmuseen bei uns nicht breit gestreut. Manche verstecken sich sogar ein wenig, wie das Gewürzmuseum Schönbrunn im Thüringer Wald. Dort stand bis zum Zweiten Weltkrieg mit dem "Gewürzwerk Rudolf Schmidt Wwe." das größte Gewürzunternehmen Europas. Nachdem es die Thüringische Konsumgenossenschaft durch die DDR-Zeit gebracht hat, verleibte sich nach der Wende die Fuchs Gewürze GmbH den Betrieb ein und baute ein neues Werk. Leichter zu erreichen ist das Spicy’s Gewürzmuseum in der Hamburger Speicherstadt, inmitten des UNESCO Weltkulturerbes.

Gegründet wurde das besondere Museum auf dem 2. Boden eines alten Lagerhauses schon vor einem Vierteljahrhundert von Viola Vierck und Uwe Paap. Die beiden Gründer hatten zuvor im internationalen Gewürzhandel gearbeitet, die Länder der Gewürze bereist und dabei die ersten Stücke für das Museum gesammelt. Damals wurde In den meisten Ländern noch sehr einfach, meist mit der Hand oder einfachem Gerät gearbeitet. Das hat sich inzwischen geändert, wie Viola Vierck ein wenig bitter kommentiert. Den klassischen Handel ihrer Jugend gäbe es nicht mehr und mit Containern, die rund um die Welt zu den großen Häfen geschippert würden, unterscheide sich der heutige Gewürzhandel kaum noch von anderen Handelssparten. Heute wird er bei uns nur noch gereinigt, gesiebt oder gemischt und für den Handel verpackt.

Um die Erinnerung an die alten Handels- und Aufbereitungsformen nicht in Vergessenheit geraten lassen, eröffnete das Duo Vierck/Paap 1993 in die Speicherstadt ihr Museum und erzählten darin ihre Version der Gewürzgeschichte. Seit 18 Jahren betreibt Viola Vierck das Museum allein. Besucher können dort Gewürze anfassen, riechen und probieren. Dass Bedarf für ein Gewürzmuseum besteht, beweisen die mehr als 150.000 Besucher, die Jahr für Jahr das kleine Museum in der Hamburger Speicherstadt besuchen.

Manchmal ärgert sich Viola Vierck über die Ahnungslosigkeit der Menschen. „Wenn man sie nach den zu Hause verwendeten Gewürzen fragt, antworten viele mit schwarz und weiß, also Pfeffer und Salz. Dabei ist Salz gar kein Gewürz. Es wächst nicht am Baum oder Strauch, sondern kommt aus der Erde oder dem Meer und ist eine Mineralie“. Nach einem Besuch, bei dem sie die rund 50 Gewürze und Kräuter der Sammlung erleben konnten und anhand von über 900 Exponaten ausmehreren Jahrhunderten alle wichtigen Einzelheiten rund um die Gewürze und ihre Verarbeitung erfahren haben, sollten sie in Zukunft besser informiert in der Küche agieren.

Die Auswahl an Gewürzen im Museum ist groß und es duftet gut und bietet dem Besucher auch ein Erlebnis für die Sinne. Einige der Gewürze werden frisch präsentiert, andere sind getrocknet oder bereits in der pulverisierten Gebrauchsform ausgestellt. Dabei erfährt der Besucher nicht nur, wie er die Gewürze am besten verwenden kann, sondern lernt ihre Heimat kennen, erfährt mehr über die dabei von der Pflanze verwendeten Teile, denn zum Teil liegt die Würze in den Blüten, dann in der Rinde, in den Blättern oder im Wurzelwerk. Alte Bilder und Fotos zeigen, wie man die Gewürze in früheren Jahrhunderten angebaut, geerntet und verarbeitet hat.

Wenn die Gewürze dann vor Ort verkauft und nach Deutschland verschifft wurden, spielte Hamburg mit seinen Hafen und seiner Speicherstadt eine wichtige Rolle, denn als die Speicherstadt ab 1883 mit ihren Fleeten errichtet wurde, war sie Teil des Freihafens. Ein Zollfreigebiet inmitten Hamburgsverknüpft, bietet der Standort des Spicy’s Gewürzmuseum das perfekte Ambiente die Besucher in Historie zu entführen.

SONDERAUSSTELLUNGEN IM SPICY"S GEWÜRZMUSEUM

Mit Sonderausstellungen, Seminaren rund um die Gewürze und Vorträgen rundet das Spicy’s Gewürzmuseum sein Programm ab. Gerade findet bei unserem Besuch eine Sonderführung statt und zum Abschluss wird das dabei erworbene Gewürz-Wissen mit einem kleinen Quiz getestet. Fast wie in der Schule, nur das es hier für die Besten kleine Gewinne gibt. Besonderes Highlight: die

„Hanseatische Pfeffersacktour“, bei der ein ausgebildeter Schauspieler in die Rolle des Hamburger Kaufmanns Jacob Langer schlüpft und nach einer Fahrt mit der Barkasse seine Gäste auf einen historischen Rundgang durch die Hamburger Speicherstadt begleitet. Bei dieser Zeitreise können die Teilnehmer eintauchen in die Welt der Gewürze, wie sie in früheren Jahrhunderten einmal war.

Blick auf The Fontenay und die Alster

(c) The Fontenay

NEUE HOTELS IN HAMBURG : THE FONTENAY

Atrium des The Fontenay

(c) The Fontenay

Vor ein paar Jahren fasste einer der reichsten Deutschen den Plan, in seiner einstigen Heimatstadt Hamburg das beste Hotel Deutschlands zu bauen: Das Grand Hotel The Fontenay. Als Bauplatz diente der Standort des ehemaligen Interconti Hotels an der Außenalster, gegenüber vom feinen Atlantic. Rund 180 Millionen Euro soll der geschwungene Neubau einschließlich Abriss des alten Hotels gekostet haben. Im März dieses Jahres wurde das 5-Sterne-Superior Hotel endlich fertig – mit knapp zweijähriger Verspätung und der für solche Großprojekte heute offenbar üblichen Kostenexplosion, die den geplanten Preis annähernd verdoppelte. Bauherr Klaus-Michael Kühne, der heute in der Schweiz residiert, hat sein Vermögen als Chef des Logistikdienstleisters Kühne & Nagel vermehrt, den er vom Familienunternehmen zum internationalen Konzert ausbaute, der zwischenzeitlich durch den Einstieg in die Reederei Hapag-Lloyd auch ins Tourismusgeschäft eingestiegen ist. Es ist nicht sein erstes Hotel. Mit dem „Castell son Claret“ auf Mallorca hat er bereits ein altes Schloss zum Luxushotel mit 2-Sterne-Restaurant umgewandelt. Kühne selbst nennt sein Hotel – vielleicht mit einem Schmunzeln - seine „kleine Elbphilharmonie“ , einen Bau, den er mit einer Millionenspende unterstützte. Den ungewöhnlichen Namen hat das Hotel und die Straße an der es liegt von dem aus den USA stammenden Kaufmann John Fontenay, der das Gelände des ehemaligen Botanischen Gartens vor über 200 Jahren erwarb.

Kühnes Anspruch das beste Hotel Deutschlands zu bauen war hoch. Sein Architekt Jan Störmer, der zuvor bereits seine Hamburger Verwaltung gebaut hatte, entwarf den modernen Bau mit skulpturaler Formgebung aus drei ineinander verlaufenden Kreisen, geschwungenem Rumpf und Dach mit weiter Aussicht. Dort oben hat die Bar und das kleine 40-Platz-Gourmet-Restaurant Lakeside mit Alsterblick seine Bleibe. Damit man gleich mit einem Michelin-Stern beginnen konnte, holte Kühne den jungen Schweizer Cornelius Speinle nach Hamburg, der dafür sein im Thurgau gelegenes und Michelin-ausgezeichnetes Restaurant „drei 10 Sinne“ schloss. Im neusten Gault&Millau Deutschland stieg das Lakeside mit 17 von 20 Punkten ein und Stefanie Hehn gewann die Auszeichnung als „Sommelier des Jahres“.

Als Gast ist man begeistert von der Architektur. Im Foyer wartet kein Empfangstresen, sondern gemütliche Sitzgruppen, an denen der Gast sehr persönlich willkommen geheißen wird. Der Schwung der Fassade setzt sich im Inneren fort. Gut ausgestattet sind die Zimmer mit einem Wohlfühl-Badezimmer mit Geberit Dusch-WC, Regendusche und 43-Zoll-TV, den man nach Bedarf zum Bett oder Wohnzimmerbereich drehen kann, der aber auch im Durchgang die Gefahr läuft, sich beim nächtlichen Toilettengang den Kopf zu stoßen. Hinsichtlich des Lichtsystems und der Ausstattung mit Steckdosen ist der Raum fast perfekt – bis auf die fehlende USB-Steckdose im Safe. Alles wirkt wertig eingerichtet, das Bett ist komfortabel und in der Minibar steht dem Gast eine kleine kostenfreie Auswahl an Bier, Wasser, Softdrinks und Säften zur Wahl.

Gediegen der 1.000 Quadratmeter große Spa mit Blick durch bodentiefe Fenster auf die grüne Umgebung.

Ein kantenloser 20 Meter langer aber recht schmaler Infinity-Pool bringt den Gast vom heimeligen Inneren nach außen, wo die Wasserlinie des Schwimmbeckens mit der Alster zu verschmelzen scheint. Mit mehreren Gästen muss man sich wohl beim Schwimmen arrangieren. Wenn im Herbst und Winter die Winde über Hamburg fegen, dringen diese allerdings auch durch die sich bei Näherung öffnende automatische Schleuse in den Innenbereich. Unzureichend die Bademäntel. Korpulentere Gäste sollten besser den eigenen Bademantel mitnehmen. Etwas unglücklich auch die steile Treppe, die die Spa-Rezeption mit der Dampf- und Finnischen Sauna und dem Pool-Bereich verbindet. Gehbehinderte Gäste werden da eher auf einen Spa-Besuch verzichten. Tagsüber mag der Besuch der Sauna mit ihren raumhohen Fenstern, die einen Ausblick auf und in die Häuser der Nachbarschaft aber auch einen Einblick bieten sicherlich interessant sein, in den Abendstunden wirkt sie wegen der fehlenden Beleuchtung allerdings etwas dunkel. Insgesamt erscheint der gesamte Spa-Bereich nicht optimal konzipiert.

Das Frühstück genießt man im Parkview Restaurant, das man durch die beeindruckende Atrium Lounge erreicht. Es ist eine Art hohes Wohnzimmer des Hotels. Am oberen Ende des 27m hohen Lichtschachts mit dem prächtigen Kronleuchter liegt die Fontenay Bar, unten kann man am Nachmittag die Tradition des Afternoon Tea mit frisch gebackenen Scones und Sandwiches pflegen. Die Qualität des Frühstücksbuffets isst gut.

Architekt Störmer hatte Kühne bereits gewarnt, dass sein ambitioniertes Projekt nicht ganz preiswert sein würde, als sein Entwurf beim internationalen Wettbewerb siegreich war. Im Lauf des Baufortschritts zeigte sich, dass Vision, Wunschbild und Realität nicht immer identisch sein müssen. Kühnes Visionen und Wünsche kollidierten dabei mit der Leistungsfähigkeit europäischer Produzenten und die den kostenoptimierenden Vorstellungen der Projektentwickler. Dennoch – ein gelungenes neues Schmuckstück der Hamburger Hotelszene.

Doch auch wer keine 315 Euro pro Nacht ausgeben kann oder will, findet neben dem Fontenay eine Reihe von spannenden neuen Hotels im 4-Sterne-Bereich. So bietet das etwa halb so teure und von der Designerin Kate Hume gestaltete Tortue Boutique-Hotel direkt im Zentrum eine gelungene Kombination von historischer Fassade und stylischem Interieur. Die eng mit Hamburg verbundene Hotelkette, an der auch der Frankfurter Immobilienentwickler Ardi Goldmann seinen Anteil hat, renovierte mit ihrem 25hours Altes Hafenamt sehr gelungen eines der alten Hafengebäude im vom Zeitgeist inspirierten Design als zweites Boutiquehotel in der HafenCity, das mit Preisen um die 125 Euro 25hours sicherlich einige neue Fans gewinnen wird. In einem alten Verlagsgebäude fand das Ruby Lotti seine zu Hause. „Schlanken Luxus“ schreibt man sich dort auf die Fahnen. Die Zimmer ab 75 Euro sind zum Teil recht klein, aber gemütlich im maritimen Flair eingerichtet. Kulturfans können sich in der Elbphilharmonie im 5-Sterne-Hotel The Westin Hamburg einquartieren, dem Tripadvisor bei Raten ab 110 Euro pro Nacht ein Top-Preis-Leistungsverhältnis bescheinigt, auch wenn das wohl nicht für die Vorweihnachtszeit gilt. Doch auch wer es so kurzfristig nicht schafft: Hamburg ist immer eine Reise wert!

(c) Michael Ritter

Infinity Pool und Alsterblick - The Fontenay

(c) The Fontenay

(c) Magazin Frankfurt, 2024