Taylor, Möwenschiss und Ankerdiebe

Kennen Sie die Scilly-Inseln? Wenn man zum ersten Mal im Fernsehen das blaue Meer, die traumhaften Naturlandschaften und die bei subtropischen Temperaturen gedeihende Blumenwelt sieht, könnte man annehmen, sie lägen in der sonnigen Karibik. Doch weit gefehlt. Der Golfstrom macht die rund 50 Kilometer südwestlich von Land's End, dem südlichsten Ort Großbritannien gelegenen Inseln zu einem sonnigen Paradies. Ein Highlight ist der exotische Abbey Garden auf der Insel Tresco, einer der schönsten Gärten Englands mit über 20.000 Blumen und Palmen aus den entlegensten Gebieten der Erde. Die ursprüngliche Schönheit der Inseln zieht nicht nur ihren Besitzer, den britischen Thronfolger an, sondern auch Reisende aus aller Welt. Auch die 2.200 Bewohner möchten nirgendwo anders leben und sind erfinderisch darin, sich ein Einkommen zu sichern...

Es sind alles zusammen 140 zum Teil winzige Inseln. Nur fünf davon sind bewohnt. Sie sind ein Teil des Herzogtums Cornwall, das der Besitzer Prinz Charles und die Mitglieder der königlichen Familie gerne besuchen. Die Lebenshaltungskosten auf den Inseln sind hoch, dafür sind die Löhne niedriger als auf dem Festland. Die Scillonians verfügen über einen erstaunlichen Erfindungsreichtum, wenn es darum geht Geld zu verdienen. Viele haben mehrere Beschäftigungen, sind Musiker und Koch, Winzer und Hummerfischer, Tischler und Schiffswrackjäger.

Ja - die Riffe und Strömungen vor den Scilly-Inseln galten als die gefährlichsten der Welt und wurden vielen Schiffen zum Verhängnis. Mehr als 800 Wracks zeugen davon, einige davon wurden bis heute nicht gefunden und sind ein einzigartiges Paradies für Taucher und Abenteurer. Einer der berühmtesten Bewohner Inseln ist inzwischen Sergeant Colin Taylor in seiner Polizeistation auf der Hauptinsel St. Mary's. Mehr als 20 Jahren Polizist war Sergeant Taylor ein Mann, der sieben Jahre lang stets entschlossen einschritt, wenn die Luft brannte – egal, ob ein Streit zwischen angeheiterten Küchenchefs oder erhitzten Pub-Besuchern entflammt war oder jemand einen wuchtigen Anker wegzuschleppen versuchte. Auch bei den durchschnittlich drei gestohlenen Fahrrädern im Jahr blieb der lustige Polizist entspannt, denn: „Wirklich weit kommt man mit dem Diebesgut ja sowieso nicht.“ Seit er seine lustigen Facebook-Posts startete, wurde er von Post zu Post berühmter und hatte bis zu 60.000 Fans. Inzwischen ist er mit seiner Familie wieder aufs englische Festland zurückgekehrt und hat er ein höchst unterhaltsames Buch herausgebracht, das in viele Sprachen übersetzt, Colin auf der ganzen Welt bekannt machte. Mit hinreißendem britischem Witz und Charme schreibt der Scilly Sergeant über seine Abenteuer als Insel-Bobby.

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(c) Magazin Frankfurt, 2020