Cody, Was sie nicht umbringt...

Vor kurzer Zeit hat uns schon Liza Codys Buch Lady Bag begeistert, in dem die Icherzählerin eine vom Leben gezeichnete trinkende Stadtstreicherin mit Hund ist. Ungewohnt für die Ermittlungen in einem Krimi. Jetzt fiel uns der erste Band der Trilogie aus den 90er Jahren über eine Catcherin in die Hände. "Was sie nicht umbringt"... macht Eva Wylie nur noch härter, als sie es bereits ist. Das ist nicht ganz leicht, denn Eva ist eisenhart zu sich selbst und anderen. Wer wie sie auf der Straße aufgewachsen ist und auf dem Schrottplatz lebt hat es nicht leicht. In ihrer Heimatstadt London hat sie sich den Titel "Killerqueen" erkämpft und zeigt im Ring keine Schwäche. "Nettigkeit ist was für den Arsch. Mehr ist nett sein nicht wert" sagt sich Eva, denn wenn mal jemand nett zu irgendwem, dann gibt es totsicher Ärger. Als sie als Aufpasserin in Bermuda Smiths Nightclub jobbt, rettet sie die schöne aber drogenabhängigen Sängerin Goldie vor einer Razzia der Bullen und gerät damit zwischen zwei verfeindete Gangsterbanden.

Doch auch Eva nimmt es mit dem klassischen Eigentumsbegriff nicht immer so ernst. Kein viktorianischer Damenkrimi also, sondern gute, aber fetzige Unterhaltung. Liza Cody, oder Liza Nassim, wie sie wirklich heißt, bricht in dem Buch die Regeln ihres Genres, für das sie mit der Detektivin Anna Lee in den 80er-Jahren schon eine smarte Ermittlerin schuf, die auch in diesem Buch bei Eva hin und wieder auftaucht und ihr Denkanstöße gibt, obwohl sie glaubt, sie sei ein Bulle. Die unbequeme Eva ist so ganz anders als Anna: nicht klug, nicht schön, nicht angepasst und schon gar nicht beliebt. Sie denkt und spricht Gossensprache, ungeschminkt, ruppig und rotzig. Nicht das klassische "Whodonit" sondern ein Durchwursteln möglichst ohne größere Blessuren. Das geht in der politisch alles andere als einwandfreien Lektüre schön zu Herzen - und was wollen wir mehr. Wahrscheinlich schafft es Eva auch, den Leser zu einer anderen Sicht auf die Catcherinnen zu bewegen. Hierzu möchten wir Ihnen auch den bewegenden französischen Film "Diven im Ring" ans Herz legen, der als DVD erschienen ist.

(c) Magazin Frankfurt, 2024