Williams, Augustus

Ein wenig schrecken wir ja davor zurück, einen Roman in die Rubrik "Biografien" einzustellen, doch dies scheint uns angemessen, denn der Roman des 1922 in Texas geborenen und 1994 in Arkansas verstorbenen John Williams schildert das Wirken und Leben von Octavius, dem Großneffen und Adoptivsohns von Julius Caesar, der später zum Kaiser Augustus aufsteigen soll, sehr einfühlsam und kenntnisreich. Jetzt erscheint Williams 1972 erschienenes Hauptwerk des durch seinen Roman "Stoner", einem der großen vergessenen Romane der amerikanischen Literatur, der ebenfalls erst kürzlich wieder ausgegraben wurde, endlich auf Deutsch.

Williams begleitet darin den 19-jährigen Octavius auf seinem Weg. Der junge Mann ist sensibel, wissbegierig und will eigentlich Schriftsteller und Gelehrter werden. Doch nach dessen Ermordung seines Großonkels und Adoptivvaters fällt ihm ein gewaltiges politisches Erbe zu: Octaivius, der von schwächlicher Konstitution aber enormer Willenskraft ist, wird es durch Glück, List, Intelligenz und Entschlossenheit gelingen, das riesige Römische Reich in eine Epoche des Wohlstands und Friedens zu führen.

Er schildert das Wirken und Leben dieses außergewöhnlichen Mannes, des späteren Kaiser Augustus‘, in dramatischen Szenen, so plastisch, so mitreißend, als würden die Geschehnisse sich in unseren Tagen ereignen. Überwiegend fiktive Briefe und Notizen, Erinnerungen und Senatsprotokolle lassen die Person eines Herrschers lebendig werden, dem das Schicksal Macht und Reichtum in vorher ungekanntem Ausmaß zuspielte. Aber er, der sich zum Gott erheben ließ, sieht am Ende, von Frau und Tochter entfremdet, dem Tod so ungeschützt entgegen, wie jeder Mensch – als das »arme Geschöpf, das er nun einmal ist.« Auch dieser historisch-biographische Roman fügt sich in das schmale aber außerordentliche Werk des posthum durch ›Stoner‹ weltberühmt gewordenen Autors, in dessen Mittelpunkt die tiefgreifende Frage steht, was es heißt, ein Mensch zu sein.

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(c) Magazin Frankfurt, 2024