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Andechs - Das Kloster, das Bier und der Bio-Käse
Die meisten Deutschen kennen Andechs vermutlich durch sein Kloster Andechs, das heute zur Abtei Sankt Bonifaz gehört und in dem Benediktinermönche auf dem „Heiligen Berg Bayerns“ eine der ältesten Wallfahrten Bayerns willkommen heißen. Dabei sind die Wirtschaftsbetriebe des Klosters ein wahrer Segen, denn der größte davon, die Klosterbrauerei Andechs, ist Deutschlands größte authentische Klosterbrauereien, die ihr Bier seit Jahrhunderten vor Ort braut und abfüllt. Lange Jahre hatte sich der auch in den Medien sehr präsente Anselm Bilgri als Cellerar der Abtei und Prior des Klosters um den Wirtschaftsbetrieb des Klosters gekümmert. Pilger zieht es in die zauberhafte ab 1751 von Johann Baptist Zimmermann im Rokokostil umgestaltete Kirche, die nach Altötting Bayerns zweitgrößter Wallfahrtsort ist. Auch weniger Gläubige kommen gerne ins Bräustüberl des Klosters am nördlichen Ortsrand von Andechs, das dank seiner Küche und des Bieres ein Magnet für Touristen und Einheimische gleichermaßen ist. |
„Das geht so nicht“, sagte sich da die Andechser Molkerei Scheitz, die dadurch in ihrem Stammrevier einen klaren Verstoß gegen die guten Sitten sah, da Verbraucher Andechser Frischkäse als ein Produkt ihrer Molkerei ansehen würden. Das Münchener Landgericht wies den Antrag auf einstweilige Verfügung zurück, was die Molkerei nicht akzeptieren wollte und vors Münchener Oberlandesgericht zog, denn erstens verbindet man mit der Andechser Molkerei Bio-Produkte und zweitens habe das Kloster nicht das unbegrenzte Recht, den Namen „Andechser“ für alles was es will zu verwenden, zumal dann, wenn das Produkt – wie die Andechser Frischkäsezubereitung“ - gar nicht aus Andechs stamme. Der Vorsitzende Richter bewegte die beiden Kontrahenten zu einem Vergleich, da er es traurig fand, dass sich Nachbarn vor Gericht stritten. Der dürfte inzwischen gefunden sein, denn man findet das Objekt des Streits jetzt als „Kloster Andechs-Frischkäse-Zubereitung" auf der Speisekarte der Klostergastronomie, aber nicht als Lizenzprodukten beim Discounter, was die Molkerei Scheitz verhindern wollte. |
Andechser Natur - die Bio-Molkerei Scheitz
Das ist auch gut so, denn der Name der Molkerei ANDECHSER NATUR ist schon seit Jahrzehnten eng mit den Begriffen Bio, nachhaltig und regional verbunden. Im „Fünf-Seen-Land“ Oberbayerns liegt sie am südlichen Ortsrand von Andechs zwischen Sternberger See und Ammersee. Regionalität ist der Familie Scheitz wichtig und die meisten ihrer Bio-Milchbauernhöfe liegen im hügeligen Alpenvorland Bayerns und im Allgäu, das fast postkartenartig schön von grünen Blumenwiesen, Almen, blauen Seen und Bergen geprägt ist. Die Mitwelt mit ihren Pflanzen und Tieren, der Schutz von Klima, Wasser und Boden ist der Inhaberfamilie eine „moralische Verpflichtung“. Die Milch- und Köse-Produkte der Molkerei sind alle Bio-zertifiziert und man findet sie – zumindest zum Teil – in zahlreichen ausgesuchten Lebensmittelmärkten im Land. |
Wen nach Genuss von Milch und Milchprodukten Verdauungsprobleme wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall plagen, leidet vermutlich unter einer Laktoseintoleranz. Viele Produkte der Molkerei sind laktosefrei und können bedenkenlos verzehrt werden. |
Partner- und Patenschaft mit Bio-Bauern und Kühen
Die Familienbetriebe und oft schon seit Generationen Milchbauern und bewirtschaften ihre Betriebe nicht nur aus Überzeugung ökologisch, sondern halten auch alte Rinderrassen und engagieren sich in Projekten zum Beispiel zur Kälberaufzucht bei der Mutter-Kuh oder zur Vermeidung und Reduktion von CO2. Auf der Website zeigt eine interaktive Karte nicht nur das begrenzte Milcheinzugsgebiet, sondern auch die einzelnen Bio-Kuhbauern und Bio-Ziegenbauern, die Milch für eines der gekauften Produkte geliefert haben. Einige von ihnen kann man auch persönlich kennenlernen. Wenn Sie wollen, können sie sogar für eine der Kühe für 96 Euro eine Patenschaft übernehmen. Die Molkerei übernimmt dabei die Vermittlung, überweist dem Bio-Bauern ein Drittel direkt und verschickt zweimal im Jahr ein Genusspaket mit einer bunten Auswahl von aus der Milch entstanden Bio-Milchspezialitäten, ausgewählte Jogurts, fruchtig frische Trinkjogurts und feine Käseschmankerln. Man kann seine Patenkuh nach Absprache mit dem Bauern auch besuchen. |
Der Anstoß dazu kam von den vielen Kuhpaten, die bereits regelmäßig ihre Genusspakete erhielten. Die liebevolle Art und Weise mit der diese Pakete zusammengestellt, professionell verpackt, pünktlich versendet und wohlbehalten - und gekühlt - ausgeliefert wurden, ließ bei den Kuhpaten den Wunsch aufgekommen, auch selbst Erzeugnisse bundesweit direkt beim Familienbetrieb bestellen zu können. |
Probleme mit Pestiziden im konventionellen Landbau
Vor allem der biologische und biodynamische Weinbau liegt ihr dabei am Herzen. Rund 20 Liter Wein trinkt jeder von uns durchschnittlich im Jahr. Leider ist Wein aber auch mit nur 0,6 Prozent der Agrarfläche für 20 Prozent der eingesetzten Pestizide verantwortlich und damit eigentlich eine echte Umweltsau. Bio-Wein könnte dabei eine Lösung sein, aber auch dort wird von vielen Bio-Winzern als Spritzmittel Kupfer eingesetzt, das so toxisch auf die Umwelt wirkt, dass es nach den strengen demeter-Richtlinien nicht verwendet werden darf. Romana Echensperger beschäftigt sich schon seit vielen Jahren intensiv damit beschäftigt und hat im vergangenen Herbst zwölf biodynamische Spitzenwinzer im deutschsprachigen Raum in ihrem Buch "Von der Freiheit den richtigen Wein zu machen" vorgestellt, deren biodynamische Wirtschaftsweise sie faszinierte. |
Sie traf dabei auf leidenschaftliche Winzer, die sie über das Jahr bei ihrer Arbeit begleitete und ihnen dabei die Geheimnisse ihres Handwerks entlocken konnte. Die besuchten Weinkünstler erzählen darin von ihrer Passion, in Freiheit einen Wein zu kreieren - unabhängig von Hilfsmitteln der Agrarindustrie, von Spritzmittel-Apps und Empfehlungen aus dem Chemielabor – mit individuellem, unverwechselbarem Geschmack. So etwas findet mehr und mehr Liebhaber. In ihrem Buch schildert Romana Echensperger anschaulich anhand der Geschichte der Landwirtschaft und des Weinbaus, was Biodynamie bedeutet und warum sie zwangsläufig die Weinwelt erobern muss. Auch die Forschungsergebnisse der Wein-Wissenschaftler an der Universität Geisenheim bestätigen, dass die Bedeutung wiederentdeckter alter Wirtschaftsweise für Mensch und Umwelt riesig ist. |
Professionelle Käse und Wein-Degustationen
Dass Bio-Wein auch gut zu Bio-Käse passt, beweist sie bei regelmäßigen Online-Verkostungen zusammen mit der Käse-Sommelière Gabriele Schröder, bei denen verschiedene Käse der Molkerei – vom fein-cremigen Ziegenfrischkäse über den für die Molkerei in Frankreich hergestellten Weichkäse „Der Bio-Cremige“ bis hin zum nur an Licht-Blütetagen und Wärme-Fruchttagen gekästen demeter Mondscheinkäse und dem blumig-würzigen und vollmundigen Bergblumenkäse, der während der Reife mit einer duftenden Bergblumenmischung gepflegt wird. Familie Scheitz gönnt schon ihrem Bio-Jogurt eine dreifach längere Reifezeit, damit er seinen Geschmack entwickeln kann. Bei würzigen Bio-Bergkäse sind es sogar sechs Monate, die ihn zu einer unverfälschten Hartkäsespezialität macht, der schon pur eine Genuss ist und gut zu rustikalen Speisen passt. Ideale Teilnehmer für eine Online-Degustation. |
Ihre Handschrift haben die beiden studierten Önologen den Weinen durch Anne-Christins Aufenthalte im Burgund und Christophs Reben von der Ahr schon früher aufgedrückt und so wundert es nicht, dass das Weingut mit seinen 12 ha 2013 in die von Nicolas Joly gegründete Gemeinschaft biodynamischer Spitzenweingüter „Renaissance des Appellations“ aufgenommen wurde, dessen deutsche Mitgliederliste sich mit Namen wie Clemens Busch, Ökonomierat Rebholz, VDP-Präsident Steffen Christmann wie das Who is Who der ökologisch arbeitenden Spitzenwinzer liest und deutlich zeigt, dass Bio-Weinbau inzwischen deutlich mehr ist als "gut gemeint, nicht gut gemacht". |
(c) Magazin Frankfurt, 2024