Roddy, Pasta von Alfabeto bis Ziti

Es hat sich schone eine Menge getan - in Sachen Nudelvielfalt in Deutschland. Im Norden wurden Nudeln ohnehin viel seltener verzehrt als im Süden, wo Knöpfle und Spätzle schon seit Generationen zu den Grundnahrungsmitteln zählten und mit den Maultaschen eine echte Alternative zu den Maggi-Ravioli auf den Tisch kam. Die Norddeutschen griffen lieber zu einem allzeit verfügbaren Produkt aus dem Regal beim Lebensmittelhändler: Miracoli mit Tomatensauce und Parmesello – oder zur Buchstabensuppe, die ich als Kind geliebt habe-

Inzwischen sind Nudeln überall in Deutschland angekommen. Zwar gibt es nach wie vor ein Gefälle, aber mit knapp 10 Kilo Nudeln pro Jahr verzehrt jeder von uns rund 200 Gramm pro Woche. Das ist das Doppelte des Verzehrs vor 30 Jahren. Bei Familien landen Nudeln öfter im Einkaufskorb als bei Singles und Paaren, denn sie waren und bleiben das Lieblingsessen der meisten Kinder. Ein großer Vorteil ist die schnelle und unkomplizierte Zubereitung. Convenience liegt bei den Menschen ohnehin im Trend und so sind Nudeln, mit denen man unterschiedlichste Gerichte zubereiten kann, eine gute Wahl, die Zeitersparnis und Genuss gleichermaßen versprechen.

Die knappe Hälfte stammt aus deutschen Unternehmen, doch der Großteil wird nach Deutschland importiert. Dabei sind die Italiener mit mehr als 400.000 Tonnen fast gleichauf mit den Deutschen, wichtigster Lieferant und zugleich auch Besitzer einiger großer deutscher Nudelhersteller wie Birkel, die durch den Flüssigei-Skandal in den 1980er Jahren eine Krise durchlebten. Fast überall bildet Hartweizen die Basis für fast alle Nudelsorten. Der wird seit einigen Jahren auch in Deutschland angebaut, daneben kaufen wir meist Hartweizen aus Österreich, Ungarn, der Slowakei und Tschechien sowie aus Kanada.

Die Engländerin Rachel Roddy hat eigentlich Schauspielerei studiert. 2005 zog sie nach Rom, um dort die Sprache zu lernen und arbeitete währenddessen als Kellnerin- 2008 startete sie ihren Food Blog Rachel Eats, den schnell die Kollegen von Guardian entdeckten und die Wahl-Römerin eine wöchentliche Kolumne in ihrer Gastro-Beilage anboten.

Inzwischen hat sie neben dem Blog auch einige Bücher geschrieben, zuletzt ein Pasta-Buch. In dem sie die fantastische Vielfalt der italienischen Nudelgerichte präsentiert. Darin dürften auch Liebhaber der italienischen Pasta-Küche noch die ein oder andere Trouvaille finden- Doch auch wenn nicht, hat Rachel in dem Band reichlich Informationen über die Geschichte und Machart der verschiedenen Nudelsorten zusammengetragen und stellt verschiedene Gerichte vor, bei denen die einzelnen Nudelarten einen erstklassigen Auftritt hinlegen können.

Das Buch wurde mit dem Deutschen Kochbuchpreis 2023 in der Kategorie »Die besten Kochbücher für Italienische Küche« ausgezeichnet. Eine kleine Kulturgeschichte der Pasta und eine Hymne auf unser aller Lieblingsessen. Im praktisches Kochbuch finden sich 120 authentische Rezepte für alle Jahreszeiten und Anlässe. Im Buch versammelt Rachel alles, was sie über das beliebteste Essen Italiens erfahren und gelernt hat. Entlang der vielfältigen Pastaformen verwebt Roddy Geschichtliches, Kulturelles und Alltägliches. Sie durchstreift Italien vom Norden bis in den Süden und entdeckt dabei die Welt der Pasta in all ihren Erscheinungsformen: frischen und getrockneten, kurzen und langen, gezwirbelten und gefüllten; Pasta, die nur mit Mehl und und Wasser, und solcher, die mit Eiern hergestellt wird; Pasta, die per Hand in Form gebracht, und solcher, die mit der Maschine ausgerollt wird. Und sie feiert die Vielfalt der köstlichen Saucen, die mit Fleisch, mit Geflügel, mit Fisch und natürlich mit Kräutern und Gemüse zubereitet werden. So lernt man, wie man Pasta selbst macht und welche der köstlichen Saucen perfekt zu welchen Formen passen. Die Rezepte reichen von wohlbekannten und beliebten Pastagerichten – wie Carbonara, Pesto oder Ragù – bis zu ungewöhnlichen, aber um so interessanteren wie Capelli d’Angelo mit Lauch und Safran oder Stracci mit Erbsen und Artischocken. Auch meine geliebte Buchstabensuppe aus der Kindheit finde ich darin wieder und habe mir gleich einen Teller aufgesetzt.

Rachel Roddy, Pasta von Alfabeto bis Ziti, Kunstmann Verlag, Hardcover, 352 Seiten, ISBN 978-3956145698, 38 Euro

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