FRIENDS-Küchenparty für die ZNS-Stiftung

Scheckübergabe bei fRIENDS-Küchenparty

(c) ZNS-Stiftung, Petra und Jörg Leroy (Mitte) überreichen Dr. Susanne Schaefer, Geschäftsführerin der ZNS-Stiftung, und Dr. Stefan Zimmer, Vizepräsident der ZNS-Stiftung, einen Scheck über 41.000 Euro

Als ich Hannelore Kohl vor fast 40 Jahren erstmals traf, geschah dies - wie an diesem Wochenende - auf einem Kochevent. Ihr Mann, der Bundeskanzler, hatte zum Sommerfest in den Park zwischen dem Bonner Bundeskanzlerbungalow und dem Palais Schaumburg geladen. Um die rund 5.000 Gäste zu bewirten, hatte der Pfälzer den umtriebigen Hans-Peter Wodarz um Hilfe gebeten, der als kulinarischer Innovator ersten Ranges galt und bei uns die Erlebnisgastronomie ins Leben gerufen hat. Wodarz hatte dort einige der besten Köche Deutschlands zusammengerufen und Hannelore Kohl begleitete dabei ihren Mann beim kulinarischen Rundgang.

Schon einige Jahre zuvor hatte sie zusammen mit dem BDH Bundesverband Rehabilitation das Kuratorium ZNS gegründet, dass später zu ihrem Andenken in ZNS – Hannelore Kohl Stiftung umbenannt wurde und sich für hirnverletzte Unfallopfer mit Schädel-Hirn-Trauma einsetzt. Bis zu ihrem tragischen Tod im Jahr 2001 stand sie ihm als Präsidentin vor. Damals war das Thema Hirnverletzte weitgehend tabu, da die Bevölkerung deren geistige Fähigkeiten oft in Frage stellte. Ein Tabu, das Hannelore Kohl aufbrechen wollte. Schon früh konnte sie andere Partner gewinnen und wurde 1985 dafür mit dem Bambi geehrt. Der Erlös aus der Versteigerung dieses Bambis kam wieder der Stiftung zugute. Um Hilfe bei der Kommunikation zu leisten, bat sie den Unternehmer Heinz Nixdorf um Schaffung geeigneter Benutzerschnittstellen zwischen dem damals boomenden PCs und hirnverletzten Patienten, die wenig später Eingang in die klinische Ausrüstung fanden.

„Computer helfen heilen und leben“ nannte sich das damals. Nach Ute Ohoven und der ehemaligen Bundesfamilienministerin Kristina Schröder ist seit Dezember 2017 der Musiker Adel Tawil als Hannelore Kohls Nachfolger Präsident der Stiftung.

Wie wichtig diese Arbeit ist, beweisen die Jährlich rund 270.000 Menschen in Deutschland, die Opfer einer Schädelhirnverletzung durch Gewaltdelikte, Verkehrsunfälle, am Arbeitsplatz oder beim Sport werden. Fast die Hälfte ist jung (unter 25), jeder Achte sogar sehr jung (unter 6). Für Opfer sind die Folgen gravierend. Ihr Leben ändert sich schlagartig, da sie grundlegende Fähigkeiten verlieren, nicht mehr gehen, sprechen oder fühlen können. Nicht nur die Verletzten selbst sind davon betroffen, auch für Angehörige stellen sich plötzlich Fragen, mit denen viele überfordert sind: Wie erreichen wir die beste Versorgung? Wie finanzieren wir die kostspielige Pflege? Auch die Verarbeitung traumatischer Erlebnisse sind für die Betroffenen und ihre Angehörigen ein weites Feld.

Neben der direkten Arbeit für ZNS-Patienten sind auch Benefizveranstaltungen wie die FRIENDS Küchenparty im Best Western IB Premier Hotel in Frankfurt wichtig, um Geld für die Arbeit zu sammeln und die Menschen für die Probleme zu sensibilisieren. Mit Erfolg, denn die Arbeit der Stiftung konnte schon Millionen für Projekte an Kliniken, Institutionen und Rehabilitation in Deutschland sammeln. Hohe Transparenz und strengen Anforderungen beim Einsatz der Spendengelder sind den Beteiligten wichtig.

Bei der diesjährigen FRIENDS Küchenparty im Frankfurter Best Western Premier IB Hotel Friedberger Warte ging es darum, den ZNS Kochclub im Hotel weiterhin zu sichern, wo Betroffene lernen können, trotz Handicaps genussvoll zu kochen. Den manchen von ihnen ist durch körperliche Einschränkungen Alltagshandlungen wie das Kochen erschwert. Wenn das dann dazu führt, dass man nicht mehr selbst kocht oder mit Genuss isst und sich nicht mehr gesund ernährt, kann das langfristig zu Fehlernährung führen. Deshalb lernen Betroffene bei einem mehrtägigen Seminar im Kochclub, wie man sich wieder selbst mit Spaß und Genuss Mahlzeiten zubereitet, mit und für Freunde kocht, Lebensmittel mit guter Qualität erkennt und unterstützende Hilfsmittel einsetzt. Das Hotel ist dafür prädestiniert, denn hier arbeiten nicht nur Kochprofis in Hessens größter Schulungsküche mit mehreren Kochstationen, da seit dem Jahr 2008 der Internationale Bund (IB) das 4-Sterne-Hotel Friedberger Warte in Kooperation mit der Best Western-Gruppe übernommen hat und dabei Hotellerie und Soziale Arbeit miteinander verknüpft.
Dabei wurden anfangs im Modell der überbetrieblichen Ausbildung nicht nur Fachkräfte im Gastgewerbe im Auftrag der Agentur für Arbeit ausgebildet, sondern die Azubis persönlich wie beruflich von den Ausbildern unterstützt, wodurch viele junge Menschen ihre Ausbildungen erfolgreich abschließen und auf eigenen Beinen stehen konnten, da sie statt an einer Berufsschule ohne Gäste ihr Handwerk unter realen Bedingungen erlernen konnten.

Auch heute noch fühlt sich das Hotel dem Ausbildungsgedanken verpflichtet, indem sie in seiner Lehrküche auch gesellschaftlich benachteiligte und Behinderte ausbilden. Inklusion und Diversity werden dabei großgeschrieben.

Die diesjährige FRIENDS Küchenparty nach Jahren der Unterbrechung durch die Corona-Pandemie war für die Arbeit der Hannelore Kohl-Stiftung nicht nur ein kulinarisches Highlight, sondern auch ein für die Teilnehmer unvergessliches Event. Es war das vierte Mal, dass die beiden Gastronomen Petra und Jörg Leroy die Organisation übernommen haben und es ihnen erneut gelang, Meister ihres Fachs für die Mitwirkung zu gewinnen. Jörg Leroy kennt sich mit der gehobenen Sterneküche aus. Nach Jahrzehnten in der Sternegastronomie kocht er heute für den Vorstand der Deutschen Bank und dessen Gäste.

Rund 200 Gäste folgten begeistert der Einladung sich von bekannten Spitzen- und Sterneköchen für einen guten Zweck verwöhnen zu lassen. Als eines der bekanntesten Gesichter war TV-Koch Johann Lafer mit Spargel, Kalbstafelspitz, Butterkartoffeln und einer Bärlauch-Hollandaise von der Partie. Auch der einst jüngste 2-Sterne-Koch Tristan Brandt begeisterte die Gäste mit Thunfisch, Jalapeno und Miso. Vertreter erlesener Weingüter wie Brenneisen aus Baden oder Battenfeld-Spanier und Kühling-Gillot aus Rheinhessen und handverlesene Partnern aus der Genuss-Szene wie Ilias Kousis mit seiner Barphilosophy boten ihre Köstlichkeiten an und bereiteten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen ganz besonderen Abend.

Natürlich durfte als ZNS-Präsident auch Musiker Adel Tawil als Schirmherr der Küchenparty nicht fehlen, der bei den Gästen unermüdlich für die gute Sache warb. Adel hatte einst selbst die Erfahrung machen müssen, wie plötzlich das Leben aus dem Tritt geraten kann, als er beim Urlaub in Ägypten beim Sprung in den Swimming-Pool mit dem Kopf auf dem Beckenboden aufschlug und sich dabei vierfach den ersten Halswirbel brach. Seine geplante Tour musste er damals absagen. Inzwischen geht es ihm wieder besser, aber viele Betroffene haben nicht so viel Glück, weshalb er die Sache weiterhin mit viel Herzblut unterstützt. „Das ist wirklich ein tolles Team was dahintersteht, alle sind super engagiert. Und dass die Betroffenen erstmals eine eigene Kochstation bespielt haben, ist wirklich super“ freut er sich über die Teilnahme der Mitglieder des Kochclubs an einer der Kochstationen, die für die Gäste einen Griechischen Brotsalat mit Feta und Pasta fantastica mit Garnelen zubereiteten.

Neben dem supergünstigen Preis von 85 Euro für Speisen, Getränke und musikalische Unterhaltung wurden die Gäste des Abends noch mit Spenden von mindestens 100 Euro und Losen für die Tombola zur Kasse gebeten. Insgesamt kam so ein Erlös in Höhe von über 41.000 Euro zusammen, der wieder der weiteren Finanzierung des ZNS-Kochclubs für Menschen mit Schädelhirntrauma zugutekommt.

„Wir freuen uns riesig über diese wirklich beachtliche Summe“, jubelt Dr. Susanne Schaefer, die Geschäftsführerin der ZNS-Stiftung, die allen, die zum Gelingen des Abends beigetragen haben, aber ganz besonders an den beiden Organisatoren Petra und Jörg Leroy, sowie den zahlreichen Spendern dankt. „Dieser tolle Erlös sichert weitere ZNS Kochclub für jeweils bis zu 20 Teilnehmer“, freute sich Petra Leroy bei der Scheckübergabe, die zusammen mit ihrem Mann Jörg seit 2018 regelmäßig einmal im Jahr den ZNS Kochclub „Genussvoll kochen trotz Handicap“ veranstaltet. Auch bei den Leroys war persönliche Betroffenheit der Auslöser für das Engagement, als sich ein befreundeter Koch eine Schädel-Hirn-Verletzung zuzog. des Gastronomen-Ehepaars.

Wer in diesem Jahr die beeindruckende Veranstaltung verpasst hat oder kein Ticket mehr bekam, sollte sich Für die nächste FRIENDS Küchenparty vormerken, denn auch dabei werden, wie Petra Leroy schon einmal verrät, möchte wieder eine lange Liste an Spitzenköchen teilnehmen.

(c) Magazin Frankfurt, 2024