Prächtig trächtig! Bauernherbst im Salzburger Land

Bauernherbst

(c) SalzbugerLand Tourismus

Auch wenn erst noch ein sonniger Sommer – mit angenehmen, aber nicht allzu hohen Temperaturen – die Besucher Im Salzburgerland freut erfreut, laufen hinter den Kulissen schon die Vorbereitungen auf vollen Touren, um auch nach dem Sommer den Gästen in dem meist ländlich geprägten Bundesland wie seit mehr als einem Vierteljahrhundert ein breites Angebot an spannenden Attraktionen zu bieten – den Bauernherbst.



Lust auf Tracht

(c) SalzbugerLand Tourismus

Lust an der Tracht

Es ist auch die Zeit der Tracht. Kaum sonst sieht man im ganzen Salzburger Land so viele Menschen in ihren traditionellen Trachten, die sie entweder schon von ihren Ahnen geerbt und geändert oder neu für sich haben anfertigen lassen. Die Tracht steht 2023 auch im Zentrum des Bauernherbstes. „Tracht und Gwand“ gehören – wie schon gesagt - keinesfalls nur zu Festtagen und besonderen Feiern, sondern gehören hier zum Alltag. Etliche Trachtenhersteller und -läden sind in Salzburg und Umgebung zu Hause, darunter Traditionsbetriebe wie Gössl und das Salzburger Heimatwerk.

Letztes liegt im Herzen der Salzburger Altstadt und ist am Residenzplatz neben dem Dom gleichzeitig Bühne wie Schaufenster für das kreative Schaffen der heimischen Kunsthandwerker. Hier kann man sich von den flinken Händen der Schneiderinnen handgefertigte Trachten nähen lassen und auch kunsthandwerkliche Produkte erwerben. Es ist mehr als eine Kulturinstitution als ein Geschäft und weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt und beliebt. Die neue Geschäftsführerin Gundi Schirlbauer hatte schon in Kindertagen engen familiären Kontakt zur Handwerkskunst, arbeitete lange im Tourismus der Region und bringt jetzt ihr Knowhow in diesen wichtigen Traditionsbetrieb ein. Sie freut sich stets, wenn immer mehr junge Menschen in die hauseigene Schneiderei kommen, um dort ein altes geerbtes Dirndl umarbeiten zu lassen oder eine neue Tracht anfertigen lassen. Handarbeit braucht seine Zeit und die Schneiderei ist immer gut ausgelastet. Wer etwas Neues sucht, freut sich über das sehr große Angebot an Stoffen, die aus dem gesamten Alpenraum stammen: Gut 1500 sind es insgesamt. Draußen vor der Tür haben zwei Männer einen kleinen Stand aufgebaut, die mir Gundi Schirlbauer als Freiherr Andreas von Jordis und seinen Sohn Stefan vorstellt. Hat man in Österreich nicht die Adelstitel schon vor Jahren abgeschafft?

Eigentlich schon, aber wenn jemand mit so viel Geschichte unter den Mitgliedern des Heimatwerks ist, möchte man das anscheinend anklingen lassen, immerhin war Stefans Ururururururoma Kaiserin Maria Theresia. Vater und Sohn zeigen mit uralten Modeln, wie ihre bekannten Stoffdrucke entstehen. Im Heimatwerk kann man die handbedruckten Textilien aus dem Hause Jordis erwerben - und sich daraus ein Dirndl fertigen lassen.

Wer es nicht zum Bauernherbst ins Salzburger Land schafft, sollte die Vorweihnachtszeit für einen Besuch nutzen. Dann lockt das Salzburger Adventsingen als bekannteste Veranstaltung rund 36.000 Besuchern ins Große Festspielhaus. Für die Inszenierung ist auch hier das Salzburger Heimatwerk zuständig.

Auch Gössl hat eine lange Tradition in Trachten. Das heute von ihrem Enkel Maxililian geführte Unternehmen wurde nach dem 2. Weltkrieg von Grete Gössl gegründet. Mit ein paar Nähmaschinen als Mitgift begann sie mit Ausbesserungsarbeiten und schuf dann aber schnell hochwertige Trachtenblusen. Mit einem unverkäuflichen Couture Dirndl setzt man Maßstäbe, denn hierfür hat man das Leinen des Unternehmens mit 1,5 Millionen Kreuzstichen verziert. Für viele d die zum Verkauf stehen ist Designer Toni Golser verantwortlich. „Ich strebe danach, dass jeder Mensch das Schönste bekommt. Und ich trau mich zu sagen, dass jede Kundin und jeder Kunde, die oder der das Geschäft hier verlässt, wirklich perfekt beraten und in unseren Modellen sensationell gekleidet ist“ sagt er und bei der Begeisterung, die er dabei herüberbringt, glauben wir sofort, dass ihm das bestens gelingt. Fast hätte ich mich selbst zu einer schicken Tracht begeistern können, doch leider liege ich knapp über den vorrätigen Größen. Wie schade.






Dirndl beim Bauernherbst

(c) SalzbugerLand Tourismus

Seeham - (fast) alles bio! Die Heumilchregion

Bauernherbst

(c) SalzbugerLand Tourismus

Am 27. August 2023, findet in Obertrum am See die Eröffnung des Bauernherbst statt. Die Region ist ein echtes Paradies für Fans der biologischen Küche. Auch sonst zählt das Salzburger Land hierbei zu den Vorreitern, aber die Vielfalt an regionalen Produkten, die nachhaltig und biologisch angebaut und verarbeitet werden, ist enorm. Freunde der guten Bioküche kommen also um das Salzburger Seenland gar nicht herum. Bei unserem Besuch in der Region haben wir unter anderem in Henndorf am Wallersee beim Joglbauer vorbeigeschaut. Biologischer Landbau hat bei den Hofers bereits seit rund 40 Jahren Tradition. n überzeugen. Schon seit Anfang der 1980er bewirtschaftet Familie Hofer ihren Bauernhof biologisch. Von dort ist es nur ein Katzensprung zu einem der direkten Nachbarn, dem Gut Aiderbichl, einem bekannten Gnadenhof für Tiere, dessen jährlicher Weihnachtsmarkt neben Tierpaten und Tierfreunden auch immer wieder viele Prominente ins Salzburger Land zieht.

Ein weiteres Zentrum für biologische Produktion ist das Biodorf Seeham am Obertrumer See. Nur jeder fünfte der ansässigen Bauern verzichtet auf das Bio-Label. So wurde der Flachgau zur Vorzeige-Heumilch-Region. Im vergangenen Jahr hat man dort den BioArt Campus eröffnet, in dem der schon seit 2004 bestehende erste österreichische Bio und Fair-Laden der Familie Wallner eine neue Heimat gefunden hat. Viele regionale und überregionale Bio-Produzenten haben sie im Angebot. Aus eigener Produktion stammen, gleich hinter dem Laden, die Öle ihrer Salzburger Ölmühle, wie das Bio-Leinöl.

Die Ölmühle ist nur eine von fünf Manufakturen im Haus, in denen man Produkte sinnlich erleben kann. BioArt-Gründer Robert Rosenstatter kämpft schon seit einem guten Vierteljahrhundert für biologische und nachhaltige Produkte aus seiner Heimat und ist einer der Bio-Pioniere des Landes, der einen wesentlichen Anteil daran hat, dass sich das Salzburger Land als BioParadies präsentieren kann. Wir haben bei der kleinen Bio Kaffeerösterei „Naturkaffee“ vorbeigeschaut, wo die Produkte vor Ort geröstet werden, die man dann im Bioladen erwerben oder im Bio Café & Restaurant probieren kann. „Lass dir Zeit“ lautet das Motto von Christoph Hellermann, der sich tief in die unterschiedliche Röstung seiner angebotenen Sorten eingearbeitet hat. Der Chef-Diplom-Kaffeesommelier legt Wert auf Qualität seines Rohmaterials, dem er mit Liebe, Hingabe und Fingerspitzengefühl versucht, ihr volles Aroma zu entlocken. Spannend auch der Besuch der BioArt Genusswerkstatt, einer offenen Küche, in der man bei Kochkursen die Geheimnisse der Küche des Salzburger Lands erlernen kann. 2022 gewann Seeham den Titel „Beste Bio-Stadt Europas“. Gründer Rosenstatter möchte mehr. Er will, dass sich sein BioCampus weit über die Grenzen der Region hinaus zum wichtigen Kompetenzzentrum für Bio, Nachhaltigkeit und eine lebenswerte Zukunft entwickelt. Er ist auf dem richtigen Weg und der Erfolg lockt andere Anhänger der Nachhaltigkeit ins Haus.

Bauernherbst

Foto v.l.: Maximilian Gössl, Gundi Schirlbauer (Salzburger Heimatwerk), Stiegl-Braumeister Christian Pöpperl, LH-Stv. Stefan Schnöll, Leo Bauernberger (GF SalzburgerLand Tourismus), Eveline Bimminger (Projektleiterin Bauernherbst, SLTG), Florian Schwap (SalzburgMilch), Landesbäuerin Claudia Entleitner, Alexandra Meißnitzer und Christoph Bachleitner (Raiffeisen Salzburg). (c) SalzbuerLand Tourismus

Bio-Unterkünfte und Autophantasien

Übernachten kann man gut in einem der netten Bio-Hotels der Region, wie dem Bio-Hotel Schiessentobel der Familie Rosenstatter oberhalb des Dorfes, mit schönem Blick auf See und Berge, die ihr Speise- und Getränkeangebot 100 % biologisch und meist aus der nächsten Umgebung besorgen. Bis in den Bauernherbst hinein kann man dort das Wassererlebnis im hauseigenen Pool oder im Salzburger Seenland genießen, wandern oder mit dem Rad erkunden. Rein elektrisch, denn man möchte die Umwelt nicht belasten, fährt die Seenland in zwei Stunden über Mattsee und Obertrumer See. Der Kapitän kennt viele Geschichten rund um den See und weiß, welche der prachtvollen Villen am Ufer den österreichischen Prominenten gehören.

Die traumhaften Lagen am See sind nicht ganz billig und Salzburg liegt mit seinem breiten kulturellen Angebot quasi vor der Tür. Wessen Herz – weniger ökologisch – für Autos schlägt, macht sicherlich in Mattsee Station, um seinen Fahrtraum entweder selbst bei einer Ausfahrt oder bei einem Besuch der fahr(t)traum Ferdinand Porsche Erlebniswelten zu befriedigen.

Porsches Enkel Ernst Piech hält die dort gesammelten Automobile fast alle fahrtüchtig. Sein Opa war nicht nur „Urvater“ von Porsche und VW und ließ schon in seine ersten Autos Elektro- und Hybridmotoren einbauen, er hat als Pionier der Automobilität auch mit dem Austro Daimler „Prinz Heinrich“, dem weltweit ersten richtigen Sportwagen, Geschichte geschrieben. Auch die Landbevölkerung profitierte von seinem Erfindungsgeist, nachdem er sich ab 1915 um die Motorisierung der neuen Traktoren kümmerte. Die Sammlung ist auch für Kinder spannend museumsdidaktisch angelegt und auch Ausgewachsene können auf Tuchfühlung mit den Karosserien multimedial ihr Wissen vertiefen. Also – nichts wie hin!

© Michael Ritter

Bauernherbst

(c) SalzbugerLand Tourismus

(c) Magazin Frankfurt, 2024