Possienke, Schmetterlingswissen

Possienke, Schmetterlingswissen

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Wussten Sie, dass man in der Schweiz Schmetterlinge auch Sommervögel nennt. Man findet sie rund um den Erdball- außer in der Antarktis, da ist es ihnen zu kalt und windig. Allein bei uns in Mitteleuropa leben rund 3.700 verschiedene Arten, weltweit rund 150.000.

Eine Schale aus Chitin, das aus viel Kalk besteht, bildet ihr Skelett. Wie wir haben sie zwei Augen und dazu noch zwei Fühler, mit denen sie tasten, riechen, schmecken und auch die Temperatur spüren können. Nahrung nehmen sie meist durch einen Saugrüssel auf. Am Chitin-Skelett befestigt sind je zwei Vorder- und Hinterflügel, die von Adern durchblutet werden, die auf beiden Seiten eine dünne Haut mit Schuppen bedeckt. Sie machen manchen Schmetterling zur echten Augenweide, denn die symmetrischen bunten Muster lassen sie voneinander unterscheiden. Manchmal dienen sie auch der Abschreckung von Fressfeinden.
Man kann sagen, dass Schmetterlinge voll auf der Höhe des Trends sind, denn die meisten von ihnen ernähren sich vegetarisch vom Nektar verschiedener Blüten oder haben sich auf einzelne Pflanzen spezialisiert. Es ist ein Geben und Nehmen mit den Pflanzen, denn beim Flug von Blüte zu Blüte befruchten sie diese. Manche Blüten mit tiefem Kelch sind dafür sogar auf die langen Rüssel der Schmetterlinge angewiesen, die Pollen ungewollt zu den Blüten tragen - wie die Bienen.
Nicht alle Schmetterlinge überstehen den Winter, doch einige von ihnen, wie das Tagpfauenauge oder der Zitronenfalter verharren regungslos in hohlen Bäumen oder Ritzen und Spalten, doch meist überwintern sie als Eier, Puppen oder Raupen.

So schön sie als ausgewachsene Schmetterlinge auch sein mögen- wenn aus den vom Weibchen gelegten Eiern die Raupen schlüpfen, fängt der Ärger der Landwirte, Förster und Gartenbesitzer an. Zum Beispiel beim Eichen-Prozessionsspinner, wo die Brennhaare seiner Raupe beim Menschen eine sehr schmerzhafte Raupendermatitis auslösen können. Manche sind getarnt, um sich vor Feinden zu schützen, andere wirken auf diese grell-bunt als giftig.
Das Problem ist ihre Gefräßigkeit, weshalb mancher Bauer und Gärtner Gift einsetzt. Vögel, Käfer, Igel, Wespen und viele andere Tiere sind ihre Fressfeinde, was die Zahl am Schluss ziemlich stark reduziert. So bleiben oft nicht viele von ihnen übrig In dieser Phase häuten sich mehrmals, bevor sie sich in einen Faden einwickeln und verpuppen sie sich, häuten sich ein letztes Mal und werden zum Schmetterling. Einige Falter leben nur einen einzigen Tag, der Zitronenfalter fast ein ganzes Jahr.

Nur selten sind es Großereignisse, die uns die Schmetterlinge bescheren, wie die Wanderung der Monarchfalter in den USA, wo riesige Schwärme zusammen eine Reise von Tausenden von Kilometern absolvieren und manchmal die Straßen von rastenden Schmetterlingen übersät sind. Doch es ist nicht nur der Monarch. Man kennt diese Wanderungen von rund 200 Arten. In Europa zum Beispiel vom Admiral, dem Distelfalter und vom Taubenschwänzchen.

So gerne wir auch selbst Schmetterlinge im Garten oder in der freien Natur beobachten, so wenig wissen wir meist über sie und ihr Leben. Das kann man ändern. Der Verlust der biologischen Vielfalt macht leider auch vor ihnen nicht halt. Nur ein Drittel der Tagfalterarten in Deutschland sind noch ungefährdet. Oft zerstören Monokulturen, Trockenlegungen und Hochleistungsäcker ihren Lebensraum, während Pestizide ihre Nahrungspflanzen vernichten. Ich erinnere mich noch an einen wunderschönen blau-schwarzen Ulysses-Schwalbenschwanz, der uns eine Zeit lang auf einer australischen Insel am Great Barrier Reef besuchte oder einen Schwarm von Zitronenfaltern, die am Rand der Wasserfälle von Iguazú Flüssigkeit zu sich nahmen. Wenn wir nicht aufpassen, werden solche Erlebnisse bald Vergangenheit sein.

Wenn Sie mehr über Schmetterlinge wissen wollen, möchten wir Ihnen das Buch von Mareike Possienke ans Herz legen, welches das ganze Basiswissen für die Beobachtung von Schmetterlingen aufbereitet. Es gibt einen Überblick über die Verwandtschaftsverhältnisse der heimischen Arten und zahlreiche Praxistipps der promovierten Biochemikerin und erfahrenen Naturbeobachterin aus Bad Homburg, die dort den BUND und die NABU naturgucker Akademie unterstützt und Mitglied der Grünen ist.

Mir dem Buch gewinnen Sie grundlegendes Wissen über diese faszinierende Insektenordnung und sind gewappnet bei der Naturbeobachtung. Ein Bestimmungsbuch ist es nicht, sondern vermittelt sowohl Allgemeingültiges wie Spezielles über unsere heimischen Schmetterlinge, dass man auch ohne biologische Vorbildung verstehen kann. Präzise und verständlich lernt man die typischen Merkmale anhand schematischer Abbildungen und Fotos kennen, erfährt viel über den Lebenszyklus, die diversen Feinde und anderen Bedrohungen. Interessant sind die besonderen Lebensräume der Tiere. Hilfreich sind Tipps, welche Maßnahmen man selbst zu ihrem Schutz ergreifen kann. Die praktischen Tipps helfen auch Nicht-Biologen die Arten in der Natur zu finden und zu erkennen. Wer mehr erfahren möchte, wird auf ihrer Website Naturalium.de fündig.

© Nilgün Burgucu

Mareike Possienke, Schmetterlingswissen, Haupt Verlag, Broschur, 208 Seiten, ISBN 978-3258083582, 26 Euro

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